Samstag, 23. Juni 2007

Walking Day in Köln am 22.10.2005

Am 15.10.2005 hatte mir Martin am Rothaarsteig die Teilnahme am Walking Day nicht gerade empfohlen. Wider besseres Wissen fuhr ich also nach Köln, um mich anzumelden. Ich entschied mich spontan für den 30er ohne Stöcke, um Sonntag eine Weile beschäftigt zu sein. Es funktionierte alles ganz vorzüglich und problemlos. Die große Schar gut gelaunter Walker, die ich auf der Messe traf, stimmte mich auf einen gelungenen Walk am Sonntag ein. Ich hatte leichte Bedenken, daß die Nordic Walker zur gleichen Zeit wie die unbewaffneten Walker starten sollten, war aber beruhigt, als sich herausstellte, daß es verschiedene Startblöcke gab.

Am Sonntag in der Startaufstellung traf ich dann gleich einen Walker, dem ich schon beim Hunsrück-Marathon und in Berlin begegnet war. Er schlug vor, daß wir die ersten Kilometer gemeinsam zurücklegen. Nachdem er mir seine bisherigen Bestzeiten genannt hatte, beschloß ich, mir so lange wie möglich die Rückseite seiner Turnschuhe anzuschauen. Der Startschuß fiel und kurz darauf hatte sich ein Dreiergrüppchen, zu dem glücklicherweise auch noch ich gehörte, vom Feld abgesetzt. Kurz vor der Sambagruppe bei Kilometer 9 löste sich dann meine Startnummer unter dem Einfluß kölscher Feuchtigkeit in Wohlgefallen auf und ich nutzte diesen Umstand als willkommene Gelegenheit, es mal ein bißchen ruhiger angehen zu lassen und mich innerlich von bis dahin noch ansatzweise vorhandenen Siegesphantasien zu verabschieden.

Bis Kilometer 17 konnte ich meine ehemaligen Mitwalker noch am Horizont sehen. Dann mußte ich leider eine kleine Sockenwechselpause einlegen, da ich zwischenzeitlich keine Blase am Fuß mehr hatte, sondern nur noch ein bißchen Fuß an der Blase. Die eingelegte Pause erwies sich als fatal, da mich danach nicht nur meine Mitwalker verlassen hatten, sondern auch die meisten Streckenposten. "Ist hier jemand?" wurde zu meiner Standardfrage an jeder Weggabelung. Als ich bei Kilometer 20 den Zieleinlauf der 10-Kilometer-Strecke kreuzte, kam noch einmal kurz so etwas wie Stimmung auf. Kurz darauf wurde es seeehr einsam. Durch Zufall erfuhr ich von einem versprengten Streckenposten, daß die Route nach Kilometer 20 etwas anders verlief als bei der ersten Rheinumrundung. Daß ich mich nicht verlaufen hatte, merkte ich an den in regelmäßigen Abständen auftauchenden Kilometerschildern und Verpflegungsständen. Erschöpft erreichte ich die Mülheimer Brücke bei Kilometer 25 und fühlte mich wie der erste Mensch, der bei einem Walking-Event mit 8000 Teilnehmern startet und trotzdem 30 Minuten keinem Menschen begegnet. Bei Kilometer 26 legte ich noch mal einen kleinen unfreiwilligen Schlenker ein, bevor ein kurzer Meinungsaustasch mit einem weit abseits der Strecke stehenden Streckenposten zu Tage förderte, daß ich doch schon viel zu weit gelaufen sei. Er erklärte mir dann in knappen Worten den Weg zurück auf die markierte Strecke. Den Dom fest im Blick, unbehelligt von allzu überschwenglich jubelnden Zuschauern walkte ich slalom durch Spaziergänger mit Hunden dem Ziel entgegen.

Kurz vor Kilometer 29 erhielt ich noch einmal den letzten Kick. Hunderte von Zuschauern feierten am Reebok Event Point. Leider befand sich die Bühne rechts von den Zuschauern und die Laufstrecke links und 99% der Zuschauer haben sich dann nachvollziehbarerweise lieber dafür entschieden, der Sambagruppe zuzuschauen und den Walkern den Rücken zuzudrehen. Das Schild mit der magischen 29 tauchte auf und ich dachte: "Klasse; das gibt locker eine Zeit um die 3:25 - genau das, was Du Dir vorgenommen hast." Ich konnte ja nicht ahnen, daß in Köln jeder dreißigste Kilometer ca. 1800 Meter mißt. So brauchte ich für diesen magischen Kilometer statt der angepeilten 7 Minuten knappe 14 und verpaßte damit auch noch die 3:30. Kur vor dem Ziel versuchte dann noch ein Streckenposten, mich angesichts meiner 30er-Startnummer auf eine weitere 10-Kilometer-Runde zu schicken. Ich widerstand aber der Versuchung, doch noch einen Marathon zu walken und schleppte mich ins Ziel, wo ich dann nach der siebten Banane langsam wieder zu mir kam. Beim Urkundendruck erdreistete ich mich zu fragen, ob ich denn tatsächlich Dritter geworden bin. Ich erntete einen fragenden Blick und die Bemerkung: "Plazierungen gibt es hier nicht." Anhand der Internet-Liste wurde aus meiner Vermutung jedoch Gewißheit. Insgesamt hatte ich mir auf der Strecke einen Rückstand von 8 bzw. 7 Minuten auf meine Mitstreiter erwalkt.

Fazit: Die Strecke war gut zu walken, die Zuschauerresonanz und die Streckenausschilderung empfand ich als schlechter als bei einem schlecht besuchten und organisierten Landschaftsmarathon. Die Getränkeversorgung auf der Strecke und im Ziel funktionierte perfekt.

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