Samstag, 23. Juni 2007

Röntgen in Remscheid - 29.10.2006


In der Woche nach dem Dresden-HM habe ich treu und brav ausgespannt, alle 2 Tage Rückentraining gemacht und wenig gewalkt. Nach der Woche der Vernunft hat mich allerdings der Drang erfaßt, mich mal wieder so richtig zu verausgaben und mal zu schauen, was so beim Röntgen-Marathon geht, wenn man nicht noch 21 Kilometer hintendranhängt wie im letzten Jahr. So reiste ich heute in aller Hergottsfrühe in Remscheid an und meldete nach. Das Fori-Treffen an der Bushaltestelle vor dem Badeparadies H2O war rege besucht und so begab ich mich froh gelaunt an den Start. Am Ende des Feldes stand ein ganzes Geschwader Nordic Walker. Ich sortierte mich etwas weiter vorne ein.


Der Startschuß verzögerte sich in diesem Jahr nur wenige Minuten und das Feld setzte sich aufgrund der großen Zahl der Sportler etwas zäh in Bewegung. Auf dem ersten Kilometer mußte ich noch ca. 20 Nordic Walker überholen, die wohl doch etwas zu optimistisch zur Startaufstellung gegangen waren. Die Strecke ging abschüssig Richtung Lennep-Altstadt, einmal durch und dann wieder hoch. Auf der Begegnungsstrecke tauchten vor mir plötzlich wie aus dem Nichts Absperrungen auf. Beinahe wäre ich in eine Absperrung getreten, habe mir dann aber im letzten Moment überlegt, daß ich das bereits am P-Weg kurz vor Schluß hatte und das nicht so vergnüglich war, daß ich es unbedingt wiederholen müßte, insbesondere nicht vor Kilometer 5...


Nach 5 Kilometern zeigte meine Uhr 32:30 (6:30er Schnitt) - viel zu schnell für Marathon... Nach knapp 10 Kilometern ging es dann von Straßen und Wirtschaftswegen ab ins Gelände. Das bremste doch etwas, zumal der Boden von dem Regen der letzten Tage noch hier und dort ein wenig seifig war... Auch die 15er Zeit (1:39) gab mir das Gefühl schnell unterwegs zu sein - wäre da nicht Dauerkonkurrent Volker gewesen, der mir nach 19 Kilometern von hinten zurief: "Hey Georg, schläfst Du heute auf der Strecke ein?" Willkommen zurück in der Wirklichkeit. Volker war gerade bei seinem HM-Endspurt. Ich versuchte, noch ein bißchen mitzugehen - war aber wohl keine gute Idee. Er finishte den HM knapp unter 2:21, während ich als HM-Durchgangszeit eine knappe 2:22 benötigte - über 5 Minuten schneller als im letzten Jahr.


Gleichwohl ging's mir noch richtig gut. Bogart tauchte unter den Zuschauern auf und drückte mir zu meiner großen Freude eine Flasche Iso-Drink in die Hand - eine grandiose Idee, da die letzte Verpflegungstelle doch schon ein bißchen zurücklag. Noch einmal herzlichen Dank dafür. Nach dem HM-Ziel wurde es wieder deutlich ruhiger. Es ging wellig weiter, der Boden war doch recht griffig und das Wetter blieb stabil trocken. Plötzlich tauchte am Horizont etwas auf, was ich schon seit vielen Kilometern nicht mehr gesehen hatte: ein Walker. Er war ungefähr einen Kopf größer als ich und hatte einen sehr energievollen Schritt. Beim Näherkommen las ich die Rückseite seines Shirts: Da standen mir unbekannte Ortsnamen mit Bindestrichen dazwischen und die Zahl 1150 Kilometer. Ich schloß zu ihm auf und erfuhr, daß er Willem Muetze heißt, aus den Niederlanden kommt, im vorletzten Jahr für die 63 Kilometer 7:30 gebraucht hat, sich für die 1150 Kilometer von Shirt aber 18 Tage Zeit lassen konnte. Ach ja - es war so ungefähr sein 800. Marathon, aber erst der 54. in diesem Jahr... Wir unterhielten uns eine Weile miteinander, bis er meinte, er sei heute ein bißchen schlecht drauf und müsse noch ein paar Kräfte für die letzten 21 Kilometer sparen. An einem kleinen Anstieg beendete ich dann unser kurzweiliges Gespräch. Kurz darauf schloß ich zu dem Nordic Walker auf, der im letzten Jahr kurz nach mir beim Ultra ins Ziel gekommen war und der mir durch seine Bemerkung "Ach, hätte ich geahnt, daß Du nur so viel Vorsprung hattest, hätte ich ein bißchen Gas gegeben." noch in plastischer Erinnerung war. Er ließ mich wissen, daß er in diesem Jahr als Läufer gemeldet sei, da (für ihn unverständlicherweise) einige Anstoß daran genommen haben, daß er mit Stöcken bergab gerannt sei. Ich sei doch hoffentlich nicht in so einem Walkerclub und sähe das Ganze doch wohl auch nicht so eng, oder? Ich erläuterte ihm kurz und freundlich meine Meinung zu dem Thema. Dann ließ ich ihn stehen, walken, laufen oder was auch immer... Zwischen Kilometer 30 und 35 merkte ich, daß es keine gute Idee war, schnell anzugehen. Die Kilometerschilder ließen mich wissen, daß ich sub 5 nicht schaffen würde und die Beine wurden zusehends schwerer. Zum Glück waren die großen Steigungen erledigt. Es gab nur noch einmal einen langen steilen Abstieg, ansonsten war die Strecke angenehm flach. Die Getränkestände wurden immer üppiger. Gab es auf den ersten Kilometern nur Wasser und Tee, so fand man hier bereits Wasser, kalten Tee, warmen Tee, Iso-Drinks, Bananen und Müsli-Riegel in großer Menge. Zwischenzeitlich hatte ich ausgerechnet, daß ich für sub 5 nach spätestens 4:44 bei Kilometer 40 sein müßte. Da meine Uhr dort über 4:46 zeigte, hakte ich die 5 Stunden ab und machte keinen Endspurt. Gleichwohl vergingen die letzten gut 2 Kilometer wie im Flug und ich überquerte die Ziellinie bei 5:00:24 - drittbeste Landschaftsmarathon-Zeit und zugleich ca. 15 Minuten schneller als die Durchgangszeit beim Ultra im letzten Jahr. Etwa 8 Minuten später erreichte Willem das Ziel als zweiter Walker. Er hatte heute auch keine Lust auf 63 Kilometer... Der Transfer zum Ziel funktionierte reibungslos. War schon ein komisches Gefühl, von einer Walkingveranstaltung mit einem Bus zum Ziel gebracht zu werden - hatte ich bisher nur beim Hollenmarsch... Fazit: Die Veranstaltung war super organisiert. Der Marathon hat mir definitiv deutlich mehr Spaß gemacht als der Ultra im letzten Jahr. Ich hab interessante Leute getroffen und hatte einen kurzweiligen Walk. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden, obwohl ich mir angesichts der Zielzeit ein paar Sätze gesagt habe, die mit "hätte ich doch" beginnen...

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