Samstag, 23. Juni 2007

Einfach einmalig: Rennsteig Brückenlauf 03.09.2006

Beim Berlin-Marathon 2005 hatte ich erfahren, daß am 03.09.06 am Rennsteig ein einmaliger Lauf stattfinden sollte, und zwar über ein frisch fertiggestelltes, aber noch nicht freigegebene Autobahnteilstück bei Suhl. Da mit einer hohen Teilnehmerzahl zu rechnen war, hatte ich mich bereits Anfang des Jahres angemeldet. Als Zeitlimit für die ausgeschriebenen 32 Kilometer waren großzügige 7 Stunden veranschlagt. Da mich außerdem meine Krankengymnastik in den letzten Wochen schon wieder ein wenig schmerzfreier und beweglicher gemacht hatte, sah ich keinen Grund, warum ich auf dieses einmalige Erlebnis verzichten sollte.

Da lange Autofahrten für Bandscheibengeschädigte Gift sind, reiste ich Samstag früh morgens mit der Bahn an. Dies entpuppte sich als großer Fehler, da der Start des Brückenlaufs nicht etwa in der Nähe der Innenstadt von Suhl war, sondern am Allerwertesten der Welt - in einem ca. 6 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt gelegenen Industriegebiet, in dessen Nähe nur so ca. einmal pro Stunde ein Bus fuhr... Mit einem netten Grüppchen anderer ÖPNV-Begeisterter holte ich dann noch am Samstagnachmittag meine Startunterlagen, um mich Sonntag streßfrei auf's Wesentliche konzentrieren zu können. Da der Bus gerade weg war, machte ich mich mit meinen Unterlagen per pedes auf den Weg zurück ins Tal. Spaßeshalber hielt ich mal den Daumen in den Wind - und tatsächlich hielt bereits nach einer knappen Minute eine nette junge Einheimische an, die mich zurück ins Dorf chauffierte. Dabei schwärmte sie mir von ihrem ersten HM am Rennsteig vor, für den sie nur gut 2 Stunden gebraucht hatte. Sonntag morgen fand ich mich schon gegen 9.30 Uhr im Startbereich ein, um mitzubekommen, wie nach und nach die Läufer eintrudeln und langsam die Stimmung steigt. Es war schon sehr beindruckend, mehrere tausend Sportler und Zuschauer in einem ansonsten wohl recht ausgestorbenen Vorort zu sehen, die alle nichts besseres zu tun hatten, als an einem Sonntagmorgen 32 Kilometer die Autobahn rauf- und runterzulaufen... Zu meiner großen Freude bemerkte ich auch ein ahnsehnliches Trüppchen Walker mit und ohne Stöcke. Um 10.15 Uhr traf ich mich dann mit den anderen Foris. Damit man mich besser erkennt, hatte ich mir extra mein grell-orangenes KLR-Shirt angezogen. Leider hatte der Veranstalter ein Faible für die gleiche Farbe, so daß die Hälfte der Läuferschar ebenfalls in grell-orange gekleidet war. Alle angekündigten Foris waren pünktlich und gut gelaunt am Treffpunkt. Wir wechselten ein paar Worte und wünschten uns gegenseitig viel Erfolg - dann schlurfte ich noch ein bißchen alleine durch die Gegend, um die Stimmung zu genießen...

Punkt 11 Uhr erfolgte der Startschuß für ca. 2.500 Läufer und Walker. Es gab zwei verschiedene Strecken zur Auswahl: 13 km (6,5 Kilometer bis zur Haseltalbrücke und zurück) und 32 km (13-km-Strecke und zusätzlich 9,5 Kilometer bis zur Schleusinger Brücke und zurück). Das Feld spurtete schnell los. Ich ließ mir Zeit und startete von ganz hinten. So nach und nach zog ich an jeder Menge Walkern vorbei und wechselte stets ein paar Worte. Die ersten Kilometer liefen quasi wie von selbst, da es fast nur bergab ging. Meine Geschwindigkeit pendelte so zwischen 7:10 min/km und 7:20 min/km, wurde aber stetig ein bißchen zügiger. Ab Kilometer 3 kamen mir schon wieder die ersten Läufer entgegen. Ab Kilometer 5 sah ich auch das erste Mal die Foris wieder. Da war dann erst einmal gegenseitiges Anfeuern und Abklatschen angesagt - einfach toll... Durch die Begegnungsstrecke konnte ich auch gut sehen, daß ich nur noch einen Walker vor mir hatte - aber nur noch bis Kilometer 9. Ab Kilometer 7 ging es bis zur 13-Kilometer-Marke dezent bergauf - eine perfekte Gelegenheit, mal zu testen, was die Krankengymnastik der letzten Wochen denn so gebracht hat. Ich erhöhte leicht das Tempo auf ca. 7 min/km, aber der befürchtete Schmerz blieb aus. Ab Kilometer 13 folgte eine relativ stetig bergab führende Strecke. Zwei Teilstücke waren noch nicht ganz fertig. Dort mußte man durch festgewalzten Schotter, bzw. über etwas seifigen Beton gehen. Leider konnte ich die Bergabstrecke nicht in vollen Zügen genießen, da es zwischenzeitlich angefangen hatte wie aus Eimern zu regnen. Bereits bei Kilometer 15 kam mir der erste Läufer entgegen, der sich schon langsam auf den Zieleinlauf vorbereitete. Kurz vor dem Wendepunkt ermutigten mich die entgegenkommenden Foris mit Bemerkungen wie ISNICHMEHRWEIT und auch viele andere entgegenkommende Läufer munterten mich auf und klopften mir verbal auf die Schulter - ein tolles Gefühl...

Am zweiten Wendepunkt freute ich mich schon richtig auf die 9-Kilometer-Bergauf-Strecke, da ich mich auf dieser Strecke erstmals nach langer Zeit mal wieder so richtig fordern wollte. Mein geliebter Oberschenkelmuskel protestierte nur dezent und so gelang es mir, bergauf ziemlich gleichbleibend einen 7:15-er Schnitt zu halten. So sah ich einige Läufer wieder, die ich vor dem Wendepunkt schon in uneinholbarer Ferne vermutet hatte. Ab Kilometer 25 rechnete ich mal kurz die verbleibende Strecke und die zu erwartenden Zeiten durch und kam auf eine realistische Zielzeit von unter 3:50 Stunden. Mit dieser Perspektive war ich hochzufrieden. Kurz vor dem 30er Schild kam ich ins Gespräch mit einer Läuferin, die laufend ungefähr mein Tempo hatte. Wir wechselten ein paar nette Worte über die anstehenden Veranstaltungen im Allgemeinen und den Berlin-Marathon im Besonderen und ich empfahl ihr, doch mal beizeiten einen Blick in dieses Forum zu werfen. Wir hatten gerade bei 8 km/h unser Wohlfühltempo gefunden und uns darauf eingestellt, noch ein kleines geselliges Schwätzchen zu machen, da tauchte plötzlich und unerwartet bereits nach 30,8 Kilometern die Ziellinie auf... Die Zielzeit war dann mit 3:40:13 auch deutlich unter 3:50... Im Zielbereich kippte ich mir in Lichtgeschwindigkeit noch ein paar Getränke runter und brachte mich möglichst schnell in Sicherheit, da der Regen die Straße zwischenzeitlich fast in ein Binnengewässer verwandelt hatte. Eigentlich schade, daß das Wetter einen gemütlichen Ausklang der ansonsten perfekten Veranstaltung verhinderte.Der Brückenlauf war im wahrsten Sinne des Wortes ein "einmaliges" Erlebnis. Insbesondere die gegenseitige Anfeuerung auf der Begegnungsstrecke hat mir außerordentlich gut gefallen. Ich denke, ich werde künftig gezielt nach solchen Veranstaltungen suchen. Sollte dieser Lauf wider Erwarten noch einmal wiederholt werden, werde ich mit Sicherheit zu den ersten Angemeldeten gehören.

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