Mittwoch, 10. Dezember 2008

Walking in Toulouse - ein Frühlingstag im Dezember - 07.12.2008

Ist schon ganz schön lange her, dass ich hier ein paar Zeilen reingeklimpert habe. Grund dafür ist, dass der Hamburger Zwanziger zugleich mit Abstand der längste Walk der letzten 4 Monate war. Seitdem versuche ich, den Ursachen meiner Beschwerden im linken Fuß auf den Grund zu gehen und etwas dagegen zu tun, damit das Walken alsbald wieder so viel Spaß bereitet wie fast durchgehend in den letzten 5 Jahren. Neben meinem guten alten Bandscheibenvorfall hat mein Orthopäde inzwischen eine Achillessehnenansatzverkalkung (jetzt bitte keine despektierlichen Bemerkungen über's Alter... ;-)) geortet, die er mittels Stoßwellentherapie und Infusionen behandelt. Auch neue Einlagen sollen Wunder wirken. Obwohl ich in den letzten Wochen recht brav die Füße still gehalten habe, dauern die Wunder aber wohl doch etwas länger.


Wie dem auch sei: Euphorie versetzt Berge - und da das vergangene Wochenende zugleich das letzte war, an dem Eddi und ich uns am Toulouser Flughafen verabschieden mussten, beschlossen wir, bei strahlendem Sonnenschein wieder ins leichte Walking-Training einzusteigen. So flanierten wir Samstag an der Garonne entlang durch Blagnac zum großen Einkaufszentrum und zurück. Die 15 Kilometer vergingen wie im Fluge und machten Lust auf weitere Touren.


Am Sonntag wollten wir nur mal kurz einen Brief einwerfen. Bei der Gelegenheit fiel uns allerdings auf, dass die Adresse sich im Ostteil der Stadt befand, den wir bei bisherigen Touren sträflich vernachlässigt hatten. So nutzten wir die Gunst der Stunde und ließen uns einfach so durch unbekannte Viertel und über kleine Anhöhen treiben, um ein Flüsschen am Stadtrand zu finden, das wir zuvor auf der Landkarte gesichtet hatten.

Da sich das Flüsschen als wenig attraktives Schlammloch entpuppte, ließen wir es links liegen und erbauten uns an den mediterranen Siedlungen in Balma. Nachdem wir ausgiebig die Dorfidylle genossen hatten, ging die Reise zurück ins Zentrum. Die letzten Meter bis zum Weihnachtsmarkt konnten wir dank der Mittagssonne stilecht im T-Shirt genießen. Der Vin Chaud, den wir uns als Belohnung für unseren kleinen Sonntagswalk gönnten, stellte die Vorweihnachtsstimmung allerdings wieder hinreichend her.


Die 18-Kilometer-Tour hat Lust auf mehr gemacht. Jetzt muss ich zwar erst einmal wieder ein paar Tage kürzer treten, aber ich bin zuversichtlich, dass es bald wieder auf die längeren Strecken geht - nun, da eine andere extrem lange Strecke so gut wie überstanden ist... ;-)

Bis bald
Georg

Dienstag, 2. September 2008

Hamburger Zwanziger - 29.08.2008

Am letzten Wochenende hatten Eddi und ich Großes vor - oder besser gesagt: Die Wandererschar, mit der wir am Freitag losmarschierten, hatte Großes vor und wir wollten sie auf einem Stück ihres Weges begleiten.

Zur Abwechslung mussten wir dieses Mal beide in den Flieger steigen, da Martin seinen 100-Kilometer-Marsch durch Hamburg anberaumt hatte. Obwohl mein Flieger reichlich Verspätung hatte, trafen wir gerade noch rechtzeitig ein, um uns in aller Kürze an Helgas wundervollen Spaghetti zu laben. Dann wurde es auch schon Zeit für die Reise zum Startpunkt an der S-Bahn-Station Wedel.

Einige hoch motivierte 100-Kilometer-Veteranen erwarteten uns bereits. Wenige der Angekündigten fehlten. Ein laues Sommerabendlüftchen und das malerische Elbufer waren unsere steten Begleiter. Selbst ein plötzlich auftauchender Metallzaun war kein wirkliches Hindernis. Während die rheumatischen Greise wie ich kleine Kletterübungen vollführen durften, konnte die Jugend mit den langen Beinen die Sperre einfach mittels eines etwas größeren Schrittes überwinden.


In Blankenese kamen uns haufenweise Jugendliche entgegen, denen wir angesichts der von ihnen mitgeführten Getränke anmerkten, dass sie einen deutlich gemütlicheren Abend an der Elbe verbringen wollten als wir. Im Halbdunkel konnten wir erkennen, dass malerische alte Häuser den Weg säumten.


Kurz vor Altona hatten wir die Gelegenheit, die Teilnehmer der "Mottenburger Meile" anzufeuern, die ebenfalls den Elbuferweg für ihre sportlichen Aktivitäten auserkoren hatten. Kerzen und Fackeln am Wegesrand sorgten für eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Unser Quotenläufer Ottoerich (der Gerüchten zufolge weder Otto noch Erich heißt) verabschiedete sich von uns mit einem kleinen Gedicht und wir steuerten zielstrebig die Reeperbahn an, wo Helga uns in der Wohnung einer Bekannten mit Süppchen und Bier erwartete. Für den größten Teil der Gruppe war dies eine erste kleine Stärkung - für Eddi und mich der bereits vorher geplante Endpunkt der Tour.

Die 21,5 Kilometer liefen in meinen einlagefreien Sandälchen recht gut - allein die kurzen Bergaufpassagen zum Schluss mochte meine Achillessehne nicht so besonders. Da ist wohl in der nächsten Zeit neben dem allmählichen Wiedereinstieg ins Walking-Training noch ein bisschen was anderes fällig. Lösungsvorschläge gibt es im Internet ja ausreichend, z.B. hier. Mit ein bisschen Disziplin wird das schon wieder...

Den Rest des Wochenendes widmeten wir der Regeneration. Am Samstag gab es noch ein gemeinsames Mittagessen mit unseren Wanderern, die zu diesem Zeitpunkt zwar schon 80 Kilometer hinter sich hatten, aber ansonsten frisch wie der junge Tag wirkten. Sonntag schauten wir uns dann noch einmal in aller Ruhe die Häuschen in Blankenese an, an denen wir am Freitag abend so achtlos vorbeigehuscht waren. Unser Wochenende endete mit einer romantischen Bootsfahrt fernab von der Hektik der Großstadt.

...und schwupps - plötzlich schreiben wir den 2. September. Das ist jetzt auf den ersten Blick kein besonderer Tag. Für mich ist er jedoch in diesem Jahr sehr wichtig, da ich heute abend beginnen werde, ein kleines unschuldiges Maßband zu verstümmeln. Es gibt halt Dinge im Leben, die viel wichtiger sind als lange Wanderungen, schnelle Marathonzeiten, Medaillen, Pokale und Urkunden...

Dienstag, 26. August 2008

Bike and Walk - 23.-25.08.2008

Es ist schon ein Weilchen her, seitdem Eddi und ich den Zweitagesmarsch gefinished, bzw. den Viertagesmarsch vorzeitig beendet haben. Da meine Fersensporne trotz neuer Einlagen noch ziemlich rumzicken, macht das Training derzeit nicht wirklich Spaß. Da keine gezeiteten Langstreckenwalks mehr anstehen, haben wir in den letzten Wochen die Trainingsdosis ein wenig herunter gefahren. Ausgedehnte Spaziergänge gibt's nur, wenn wir Lust darauf haben - ansonsten kümmern wir uns um die Einrichtung unserer Wohnung und die gemeinsame Zukunftsplanung.



So vergingen die ersten 24 Tage dieses Monats und unser Lauftagebuch August war weit davon entfernt, sich der 100-Kilometer-Marke zu nähern. Da Walken am letzten Samstag nicht so recht mein Ding war, planten wir ein kleines Alternativprogramm, um fit zu bleiben. In Toulouse stehen nämlich seit geraumer Zeit an jeder Straßenecke jede Menge Leihfahrräder herum, die ganz simpel durch dreimaliges Eingeben der Geheimzahl und Drücken eines grünen Knopfes für eine beliebige Dauer von Interessierten ausgelöst werden können. Nachdem wir bereits seit einigen Wochen damit geliebäugelt hatten, dies mal praktisch auszuprobieren, war es am Samstag so weit - und so radelten wir bei milden 24 Grad und einem lauen Lüftchen an der Garonne vorbei nach Blagnac, rund um das Werk eines großen Flugzeugherstellers, durch den Park von Blagnac und schließlich zurück nach Toulouse.



Da der Sattel des geliehenen Fahrrades sich in der Nachbetrachtung nur als mäßig bequem erwies, war es am Sonntag wieder Zeit für einen kleinen Spaziergang. Wir fuhren mit dem Auto ein paar Kilometerchen in westlicher Richtung und erreichten den Foret de Bouconne, in dem viele verschiedene beschilderte Wanderwege zum Flanieren einluden. Da ich nach den Erfahrungen der letzten Wochen zu meinen Einlagen ein etwas gespanntes Verhältnis habe, ließ ich sie einfach mal zu Hause und marschierte ein wenig mit handelsüblichen Trekking-Sandalen. Klappte alles wunderbar und schmerzfrei -bis zu der Stelle, an der wir wohl etwas zu dicht an einem Bienennest, das sich in einem ausgehöhlten Baum befand, vorbeigingen. Eine dicke Biene hatte es sich wohl gleich in meiner Kniekehle gemütlich gemacht, als ich beschloss, diese zum Zwecke der Fortbewegung zu beugen. Die Mischung aus Jucken, taub werden und Brennen, die mich den Rest des Tages begleitete, schob ich innerlich beiseite. Schließlich hatte das Walken mit den Sandalen phantastisch funktioniert - und zum krönenden Abschluss des kleinen Spaziergangs gab es noch einen malerischen Blick auf einen See.


Leider ging das gemeinsame Wochenende mit Eddi wieder viel zu schnell zu Ende, so dass ich bereits am Montag um kurz vor 17 Uhr wieder in Gladbeck war. Ich warf nur kurz mein Gepäck in die Ecke, band mir den Forerunner um, zog die Sandalen an und testete mal ausgiebig, wie es sich mit den Dingern so in der Heimat walkt. Mein Weg führte mich nach Gladbeck-Brauck, Richtung Horst, durch Buer und wieder zurück nach Gladbeck. Nach langsamem Beginn testete ich auch mal zwischendurch eine etwas schnellere Gangart. Zu meiner großen Überraschung blieben nachhaltige Zipperlein aus. Als ich wieder zu Hause eintrudelte, zeigte der Forerunner gut 17 Kilometer bei einem Schnitt von 7:50 min/km an. Ich bin durchaus schon mal länger und schneller gewalkt - insgesamt war ich aber ganz zufrieden mit mir. Jetzt freue ich mich erst einmal auf ein kleines Stückchen Hamburger Hunderter und vor allem auf Eddis Ankunft am Hamburger Flughafen in ca. 66 Stunden... ;-)

Dienstag, 22. Juli 2008

Zweitagesmarsch und ganz viel Urlaub

Andrea hat in ihrem Kommentar zu meinem letzten Post geschrieben, dass ich gerne erst ein wenig klage und dann von einer gelungenen sportlichen Leistung berichte. Aus gegebenem Anlass wird das dieses Mal ein wenig anders sein: Erst werde ich vom sportlichen Scheitern berichten und danach noch ein wenig rumjammern.

In der letzten Woche war es endlich so weit. Der sportliche Höhepunkt des Jahres stand an - der Viertagesmarsch in Nijmegen. Zwar ist es nicht wirklich einfach, vier Tage lang jeweils 50 Kilometer zu wandern, aber angesichts des doch recht üppigen Zeitlimits von jeweils 13 Stunden hatten Eddi und ich keine größeren Bedenken, dass das machbar wäre. Um richtig Atmosphäre zu schnuppern, reisten wir bereits früh am Montag an. Irgendwie wirkte es deutlich leerer bei der Startkartenausgabe als noch in den letzten beiden Jahren. Das lag wohl daran, dass einige Wanderer bereits Sonntag ihre Unterlagen abgeholt hatten. Trotzdem reichte die Atmosphäre aus, um so ein angenehmes Kribbeln und gespannte Erwartung zu erzeugen.

Als wir am nächsten Morgen pünktlich um 4 Uhr am Start standen, näherte sich diese Erwartung dem Höhepunkt - und nach 20 Minuten Wartezeit gab es kein Halten mehr. Eddi, Martin und ich waren frisch und voller Tatendrang. So drückten wir gleich ein wenig auf's Tempo - langsamer würden wir mit der Zeit schließlich von selbst. Wie im letzten Jahr waren in den Dörfern am Wegesrand schon jede Menge Leute wach und infizierten die Wanderer mit ihrem Schwung und ihrer guten Laune. Die ersten 30 Kilometer wurden wir von dieser Begeisterung getragen. Danach meldeten sich zumindest bei Eddi und mir erstmalig die Füße ein wenig zu Wort und wunderten sich offenbar, was wir denn jetzt plötzlich für ungewohnte Sachen mit ihnen anstellen. Das Wandern funktionierte aber weiterhin prächtig, wenn auch mit leicht reduzierter Geschwindigkeit. Nach gut 40 Kilometern ging es auf den langen recht öden Deich. Weit und breit gab es keine feiernden Dorfbewohner und die Skyline von Nijmegen schien so schier gar nicht näher zu kommen. Obwohl fuß- und konditionstechnisch bei mir alles in Ordnung war, teilte ich Eddis Verlangen nach einem baldigen Ende der Etappe. Auf den letzten Metern durch Nijmegen wurde es wieder lebhafter und mit neuem Schwung erreichten wir den Zielbereich, in dem wir uns die Startkarte für den zweiten Tag abholten.

Für den zweiten Tag hatten Eddi und ich uns vorgenommen, nicht gleich loszuhetzen, sondern das Zeitlimit mal ein wenig mehr auszuschöpfen. Auch regelmäßige Pausen waren eingeplant. Martin verabschiedete sich sehr bald, da er ein etwas schnelleres Tempo angepeilt hatte. Wir hielten uns an unseren Plan. So marschierten wir mit ca. 5,5 km/h und legten nach 13 und dann nach jeden weiteren 10 Kilometern kurze Pausen ein. Ein wenig fehlten die Motivatoren am Wegesrand, da die Strecke zum einen lange Zeit durch unbewohntes Ödland führte und zum anderen leichter Nieselregen das Zuschauen nicht sehr schmackhaft machte. Eddi merkte sehr bald, dass sie mit der Schuhwahl kräftig daneben gegriffen hatte und die größeren bequemen Schuhe an einem sicheren Platz im warmen Hotelzimmer standen. Bei mir lief alles so weit ganz gut, bis plötzlich nach der dritten Pause bei meiner linken Wade gar nichts mehr ging. Während ich dort vorher maximal ein leichtes Muskelkatergefühl gespürt hatte, machte sie nach der Pause komplett dicht und ich brauchte ca. zwanzig Minuten, bis sie wieder einigermaßen schmerzfrei war - nach der vierten Pause das gleiche Spielchen.

So beschlossen Eddi und ich, nach dem Zieleinlauf besser ohne Pause zum Bahnhof durchzustarten und den Zug zurück zum Hotel zu nehmen. Nach objektiver Beurteilung der Zeitspanne, die wir vom Sitzplatz bis zur Zugtür benötigten, stellten wir übereinstimmend fest, dass man in Nijmegen auch wunderbar Urlaub machen kann, ohne um 2 Uhr aufzustehen und danach 50 Kilometer zu wandern.

Erst zum Finale auf der Via Gladiola erwachte unsere Wanderlust wieder ein wenig. Vom Zielbereich aus gingen wir Martin 7 Kilometer entgegen, um dann zusammen mit ihm den Zieleinlauf zu genießen.

Obwohl wir ohne Orden von diesem Viertagesmarsch zurückgekehrt sind, werden wir uns lange mit Freude an unsere gemeinsamen Tage in Nijmegen zurückerinnern. Eddi konnte ein wenig 4daagse-Luft schnuppern, ohne sich die Freude an dieser Veranstaltung durch Quälerei am dritten oder vierten Tag zu nehmen und es macht einen Riesenspaß, einen Teil der Veranstaltung aus der Zuschauerperspektive zu genießen. Im nächsten Jahr haben Eddi und ich ausreichend Zeit, uns intensiv auf die Veranstaltung vorzubereiten. Dann sind wir sicherlich auch wieder mit dabei, wenn's darum geht, die vierte Startkarte gegen einen Orden einzutauschen und das Wanderbüchlein abstempeln zu lassen.

Bis dahin werde ich auch vielleicht das Rätsel um meine rumzickende Wade gelöst haben. Kurt hatte gemutmaßt, dass meine Bandscheibenvorwölbung sich auf diese penetrante Art wieder in Erinnerung gebracht haben könnte. Da sie in den letzten Jahren aber stets Richtung Oberschenkel ausgestrahlt hatte, habe ich sie nicht so recht in Verdacht. Weitere mutmaßliche Täter sind eine gerade erst überstandene Magen-/Darminfektion kombiniert mit dem bewussten Weglassen meiner täglichen Magnesium-Ration oder eine Schonhaltung des linken Fußes wegen meiner beiden Fersensporne in Kombination mit der (noch nicht ganz erfolgten) Gewöhnung an neue Einlagen. Dass ich ein paar Gramm mehr rumschleppe als im letzten Jahr, scheidet wohl als Erklärung aus, nachdem ich mir die Fotos der Dänemark-Mitstreiter noch mal in aller Ruhe angeschaut habe. Fehlendes Training wäre auch eine Erklärung - allerdings ist eine Trainingsstrecke von insgesamt 1.220 Kilometern in den ersten 6 Monaten dieses Jahres nicht wirklich wenig.

Wie dem auch sei - im nächsten Jahr werden die Karten neu gemischt. Dann werden Eddi und ich sicherlich auch mal in der Woche das eine oder andere Walking-Training einlegen, hierdurch ein wenig an der Gewichtsschraube drehen und auch die Fußgelenk- und Bandscheibengymnastik nicht so sträflich vernachlässigen wie in diesem Jahr. Das wird eine herrliche Zeit... ;-)

Eddis Bericht aus Nijmegen findet ihr hier. Dort findet ihr auch den Link zu Martins und meinen Fotos.

Bis bald
Georg

Montag, 16. Juni 2008

Drink and walk in Dänemark

In diesem Jahr ist alles anders – und so haben Eddi und ich nur einige wenige Wanderveranstaltungen auserkoren, an denen wir teilnehmen wollen. Dass die 62 Kilometer lange Wanderung auf dem Gendarmenweg in Dänemark dazu gehören würde, war uns schon seit langer Zeit klar. Im letzten Jahr hat Eddi dort ihren ersten offiziellen Ultra absolviert und obwohl die Strecke ein paar Meterchen länger ist, kommt nie Langeweile auf, da zum einen die Landschaft sehr abwechslungsreich ist und zum anderen regelmäßige Pausen dafür sorgen, dass man stets nach Lust und Laune seine Kraftreserven auffüllen kann, ohne einen schweren Rucksack tragen zu müssen.

Die Trainingseinheiten in den letzten 2 Wochen gestalteten sich eher übersichtlich, da ich mit den Umzugsarbeiten in unsere Wohnung recht ausgelastet war. Hinzu kam, dass ich seit dem Rennsteiglauf insbesondere beim Bergauf-Walken stechende Schmerzen im linken Fußballen hatte. Nachdem ich mich einige Tage strikt an die Devise „Was von selbst kommt, geht auch wieder von selbst.“ gehalten hatte, habe ich Anfang Juni dann doch mal einen Facharzt konsultiert. Der stellte auch gleich mal zwei große Fersensporne am linken Fuß fest, einen drunter und einen an der Hacke. Die sind wohl dadurch entstanden, dass ich meine Füße leicht schräg halte und obendrein noch seit geraumer Zeit mit einer ausgenudelten Einlage rumlatsche. Er ließ mich jedoch nicht mit der Auskunft ratlos zurück, sondern verschrieb mir gleich Hightech-Einlagen mit Senkfußstütze, Weichbettung und weiteren Schikanen. Mittwoch vor der Dänemark-Wanderung waren die Teilchen fertig. Erste Gehversuche im Orthopädieshop machten mir keine große Hoffnung auf Besserung, da die Pelotte dermaßen in den Mittelfuß stach, dass ich nur rumhinken konnte. Der Fachmann hinter der Theke sah das ganz locker und versprach mir, dass ich mich beizeiten wieder richtig wohl beim Gehen fühlen würde. Und tatsächlich: Auf dem Heimweg wurde bei jedem Schritt das Drücken der Pelotte geringer. Ich beschloss, die Einlagen gleich in Dänemark einzuweihen.

Anders als im letzten Jahr hatten wir uns dieses Mal für die Nacht vor der Wanderung gegen eine Übernachtung auf dem harten Boden der Turnhalle der Bülowschule Sonderborg entschieden. Das hatte den Vorteil, deutlich bequemer schlafen zu können und den Nachteil, bereits um vier Uhr aufstehen zu müssen, da wir vom Quartier bis zum Start des Transferbusses noch ungefähr zwanzig Minütchen fahren mussten. Klappte aber alles ganz vorzüglich und Punkt viertel sechs saßen wir mit den übrigen Wanderverrückten im Bus nach Padborg. Zur Einstimmung auf das wechselhafte dänische Wetter, das uns erwartete, gab es einen malerischen Sonnenaufgang mit Regenbogen. Einige Wandergesellen sahen noch Nachholbedarf beim Carboloading und so floss bereits kurz vor halb sieben der Inhalt der einen oder anderen Dose Bier durch ihre Kehlen.

Am Startpunkt hörten wir noch eine kleine Ansprache auf Dänisch und Deutsch, die zeitlich so dimensioniert war, dass mein Forerunner gerade ausreichend Gelegenheit hatte, in der dänischen Wildnis genügend Satelliten für eine exakte Streckenmessung zu finden. So zeigte das Display sage und schreibe 400 gewanderte Meter an, als es zum ersten Mal bergan ging und ich einen ersten stechenden Schmerz in der linken Hacke spürte. Bei den nächsten Steigungen versuchte ich, den Fuß ein bisschen schräger oder auch mal weniger schräg aufzusetzen, kleinere oder größere Schritte zu machen oder das Tempo zu variieren – brachte aber alles nicht besonders viel. So legte ich bei der ersten Pause nach gut 5 Kilometern meinen Kopf zutiefst frustriert auf Eddis Schulter und bemühte mich, meinen Gefühlen ausnahmsweise mal keinen freien Lauf zu geben. Ich nahm mir vor, zumindest irgendwie den ersten Teil der Strecke durchzuhalten und nach dreißig Kilometern auszusteigen.

Nach gut 10 Kilometern wurde es höchste Zeit fürs Frühstück. Zwei Tassen Kaffee und vier halbe Brötchen taten enorm gut. Anders als im letzten Jahr hatte uns das Wetter bis hierhin richtig verwöhnt, und wir konnten auf den bereit gestellten Plastikstühlen die Morgensonne genießen. Es folgte ein abwechslungsreicher Weg durch Dünen, über Sand, durchs Gras und über kleine Steinchen. Das schien auch meinem linken Fuß zu gefallen, denn er machte sich zusehends weniger bemerkbar.

Nach gut 20 Kilometern frischte der Wind auf und dunkle Wolken zogen heran. Martin betrachtete mit kritischem Blick meinen Billig-Regenponcho, bekam spontan Mitleid und lieh mir für den Rest des Wegs seinen Nobelüberwurf. Kurz darauf schüttete es auch schon wie aus Eimern. Anders als im letzten Jahr wurde der Regen jedoch nicht unser dauerhafter quälender Begleiter, sondern kam nur mal kurz aber heftig auf Stippvisite vorbei. So kam auch die Gymnastik nicht zu kurz: Regenponcho an, Regenponcho aus, Windbreaker an, Windbreaker aus, Regenponcho einpacken, ach nee, doch nicht…

Kurz vor Kilometer 30 erreichten wir Grasten, wo uns ein üppiges Mittagsmahl (belegte Brote mit Fisch, Ei, Tomaten und Frikadellen) erwartete. Da Fisch angeblich schwimmen muss, durfte auch ein kleiner Aquavit nicht fehlen. An Aussteigen verschwendete ich zu diesem Zeitpunkt keinen Gedanken mehr, eher schon an den wohltuend kühlenden Nachtisch im Hörnchen.

Die nächsten Etappen flogen nur so vorbei. Eddi, Martin und ich hatten keine Probleme, stets kurz hinter der Spitzengruppe zu wandern. Wir genossen den Blick aufs Wasser und das entspannte Wandern durch malerische Landschaften. Der Einzige, der etwas zu moppern hatte, war mein Forerunner. Ein kleiner Teil des dänischen Wetters war offenbar in ihn eingedrungen und sorgte dafür, dass das Display immer zwischen den verschiedenen Anzeigemasken hin und her sprang. Das Drücken sämtlicher Knöpfe ignorierte er beharrlich. So wartete ich auf den Moment, in dem der Akku die 10-Stunden-Marke erreichte und die Blinkerei ein Ende hatte.

Nach der Rast bei gut 47 Kilometern durfte jeder sein eigenes Tempo wandern. Martin startete gleich durch und absolvierte den Rest der Strecke zusammen mit dem schnellen Wanderer, der uns bereits im letzten Jahr bei unserem Endspurt begleitet hatte. Eddi und ich dehnten die letzte Rast auch nicht über Gebühr aus, entschieden uns aber für ein deutlich moderateres Tempo, da noch ein paar Herausforderungen auf uns warteten. Zunächst mussten wir anderthalb Kilometer über ein mit großen Steinen übersätes Stück Strand gehen. Obwohl die Sehnen und Gelenke bei der Gelegenheit reichlich zu tun hatten, hielt sich mein Fuß wider Erwarten richtig wacker. Erst bei den fünf steilen Dünenaufstiegen meldete er sich wieder ganz dezent – durfte er aber auch, denn schließlich lagen zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich mehr als 50 Kilometer hinter uns.

Als wir wenig später einen schier endlosen Weg am Strand entlang wanderten, hatten Eddi und ich erstmals das Gefühl, dass es schön wäre, bereits im Ziel zu sein. Besonders diabolisch an diesem Teil der Strecke war die Tatsache, dass man die Windmühle, die sich neben dem Ziel befindet, schon seit geraumer Zeit sehen konnte, sie aber nie so richtig näher kam, da wir erst einmal eine zu diesem Zeitpunkt riesig wirkende Bucht umrunden mussten. So einigten wir uns gerne darauf, in diesem Jahr mal auf den Endspurt zu verzichten.

Als wir an der Schule ankamen, wartete ein regenerierter und entspannter Martin auf uns. Er war bereits seit fünfzig Minuten im Ziel und hatte ausreichend Zeit, sich die ausliegenden Prospekte der nächsten 100er und 24-Stunden-Läufe anzuschauen. Solche Ambitionen habe ich in absehbarer Zeit nicht. Die Dänemark-Wanderung war wie im letzten Jahr ein richtiges Highlight und hat trotz meiner anfänglichen Zipperlein Mut für den Viertagesmarsch in Nijmegen gemacht. Schließlich habe ich jetzt noch einen Monat Zeit, mich an die offenbar doch sehr guten Einlagen zu gewöhnen und dann mit frischen Kräften die steigungsarmen Strecken in den Niederlanden anzugehen – und völlig unabhängig davon, wie gut oder schlecht ich den Marsch absolvieren werde, wird die Zeit Mitte Juli sowieso ein Fest für mich, da ich zehn Tage am Stück zusammen mit Eddi verbringen kann. ;-)

Dienstag, 3. Juni 2008

Dieser Weg...

Nach langer Zeit möchte ich mal wieder ein paar Zeilen bloggen. Viele schöne lange Wochenenden liegen hinter Eddi und mir, ein kurzweiliger Rennsteig-Halbmarathon und entspannende Kanalwanderungen durch Südfrankreich.


Das Walken und Wandern ist jedoch in den letzten Wochen ein wenig in den Hintergrund gerückt, da Eddis Rückkehr nach Deutschland zwar noch so gnadenlos weit weg ist, aber doch mit jedem Tag ein Stückchen näher kommt. So haben wir die Gelegenheit beim Schopf gepackt und uns eine kleine schnuckelige Eigentumswohnung zugelegt, die ausreichend Platz für 4 Bewohner bietet. Da ich in den letzten Monaten bei der Aufzucht von Zimmerpflanzen jedoch jämmerlich versagt habe, wird sich Eddi voraussichtlich vornehmlich um die Versorgung ihrer beiden gefiederten Lieblinge kümmern.


Vor den Genuss der neuen Wohnung hat der Allmächtige jedoch den Schweiß gesetzt - und weil ich gerade noch so gut in Übung bin, was umziehen angeht, habe ich auch schon jede Menge Kleinkram rübergeschafft. Morgen kommt ein Umzugsunternehmen und hievt mal ein paar größere Teile rüber. Bin ja mal gespannt, wie das Gesamtergebnis dann hinterher ausschaut. Was jedoch alle Mühen mehr als aufwiegt, ist die Aussicht, in gar nicht so ferner Zukunft eine hübsche gemeinsame Wohnung mit der tollsten Frau der Welt beziehen zu dürfen.

Dienstag, 13. Mai 2008

Feiertage sind was Schönes

Ich liebe den Frühling. Die Tage werden länger, es wird sonnig, man wird beim Eis essen nicht mehr so komisch angeschaut und es gibt einen Haufen Feiertage. Nie ist mir dies so bewusst geworden wie in diesem Jahr. Während Eddi und ich uns sonst jeweils ein langes Wochenende von Freitag bis Montag mittag basteln müssen, fällt im Mai alles leichter. So liegen zwei tolle lange Wochenenden hinter und zwei weitere vor uns.

Das verlängerte Wochenende in Strasbourg begann für mich bereits am Mittwoch abend. Da kein Direktflieger geht, beschloss ich, mal wieder die gute alte Bimmelbahn zu nehmen. Lief alles wie am Schnürchen und nach 5 Stunden und 6 mal umsteigen erreichte ich schon Strasbourg Hauptbahnhof. So manches Mal wünschte ich mir auf dieser Exkursion, nicht die alte schwere Reisetasche, sondern doch lieber das federleichte Rollköfferchen mitgenommen zu haben - aber wenn man jede Menge überflüssigen Plunder mitschleppen möchte, muss man halt die Konsequenzen tragen.


Geistesgegenwärtig hatte ich ein Hotel nahe am Flughafen gesucht, damit Eddi es bei ihrer Anreise am Donnerstag nicht so weit hat. Gemessen an der Luftlinie war unser Domizil in Lingolsheim auch recht nah am Flughafen. Dazwischen lagen allerdings vorwiegend Autostraßen und abgesperrter Privatbesitz. Bei durchschnittlich 5 Verbindungen am Tag nützte es auch wenig, direkt am Bahnhof zu wohnen und Gleise vor der Tür zu haben, die quasi bis zum Flughafengelänge führten. Ach ja, eine Busverbindung gab es auch noch zu dem Ort, in dem sich der Flughafen befand - führte aber leider zu der Seite des Flughafengeländes, die dem Terminal gegenüberlag. Alles halb so schlimm. Eddi und ich machten das Beste daraus und verbrachten nach unserer Walking-Einlage vom Flughafen zum Hotel ein entspanntes Wochenende mit mächtig Kulturprogramm und einem kleinen sportlichen Highlight.


Beim Stöbern im Walkerforum hatte ich nämlich entdeckt, dass am Samstag die badische Meile stattfand und wir dort die Gelegenheit hätten, Peter (PdNW) mal persönlich kennenzulernen. Ganz nebenbei war auch noch ein Haufen Walker über die 8,8889 Kilometer gemeldet, so dass sich bei mir wieder so ein Hauch Wettkampffieber breit machte. Trainiert hatte ich recht wenig und wenn, dann nur Langstrecken in gemäßigtem Tempo. Außerdem schleppe ich derzeit wieder ein paar Pfündchen mehr durch die Gegend als zu den Zeiten, die ich als Marathontourist verbracht habe. Ideale Voraussetzungen also, um mal einen Walkingwettkampf so richtig ohne Leistungsdruck und Erwartungshaltung zu starten. Petrus verwöhnte uns mit einem wolkenlosen Himmel und sengender Hitze und während sich andere langsam den Schattenplatz im Biergarten suchten, starteten wir unseren Walk. Völlig unerwartet konnte ich ein recht ansehnliches Tempo anschlagen, so dass lediglich zwei Läufer, die offenbar irrtümlich bei den Walkern gemeldet hatten, ein Walker und eine Walkerin vor mir waren. Die erste Hälfte des Walks führte durch die Stadt, die zweite Hälfte äußerst malerisch durch eine Parkanlage. Zwischen Kilometer 6 und 8 erinnerten mich Läufer, die am Wegesrand saßen oder im Liegen mit Infusionen versorgt wurden, daran, dass ich den Walk aus Spaß an der Freud mitmachte und nicht, um die Belastungsfähigkeit meines Kreislaufs zu testen. Ich erreichte das Ziel nach 57:55 min. und war hochzufrieden mit meiner Leistung und vor allem überglücklich, dass ich Eddi wieder in die Arme schließen konnte. Peter erreichte das Ziel nach gut einer Stunde als erster Nordic Walker. Die Siegerehrung bekamen Eddi und ich leider nicht mehr mit, da wir noch ein bisschen Reise zurück nach Straßburg vor uns hatten. Wie's sonst so war in Strasbourg, könnt ihr hier nachlesen.


Das letzte Wochenende verbrachten Eddi und ich gemeinsam in Toulouse. Der 8. Mai ist dort ohnehin Feiertag und den Pfingstmontag haben sich die Franzosen zurück erstreikt, nachdem er eigentlich für die Pflegeversicherung geopfert worden war - eines der wenigen Dinge, für die ich die Franzosen bewundere.


Trotz aller schönen Feiertage musste Eddi am Freitag dann doch noch ein paar Stündchen arbeiten. Vorlaut hatte ich verkündet, auch früh aufzustehen und die 6 Stunden für ein kleines Walking-Training zu nutzen. Als am Freitag der Wecker klingelte, hätte ich mich gerne noch mal umgedreht und ein entspanntes Frühstück so gegen 10 Uhr angepeilt - aber wie sähe das denn aus? Also: Energie heucheln, ab in die Klamotten und mitgefahren zum Airbus-Parkplatz. Inzwischen war es auch schon fast sieben Uhr - die perfekte Zeit für ein wenig Frühsport. Mit Forerunner bewaffnet marschierte ich auch gleich frisch drauf los. Ich hatte nur eine ungefähre Vorstellung, wo's hergehen sollte und ließ mich einfach mal treiben - nach Colomiers, am A330-Werk vorbei, nach Toulouse-Lardenne, zur Garonne und über Blagnac wieder zu Eddis Parkplatz. Kurz vor Ende des Walks war noch ein bisschen Zeit, bei C&A ein frisches Shirt zu kaufen, da sich mein anderes Shirt zwischenzeitlich in eine undefinierbare Masse verwandelt und ich in meinem 30-Liter-Rucksack natürlich keinen Platz für ein Wechselshirt eingeplant hatte. Als Eddi ihren Arbeitstag beendet hatte, lagen insgesamt 36,5 Kilometer im 8:25er Schnitt hinter mir. Das musste an verschärftem Training reichen. Den Rest des Wochenendes genossen wir bei langen gemütlichen Spaziergängen an Garonne und Canal du Midi sowie bei einem Kurztrip in den Schnee. Zwischenzeitlich hinterlassen meine regelmäßigen Trips nach Toulouse offenbar auch bei einem kleinen Teil der dort ansässigen Geschäftsleute erste Spuren. So begrüßte mich ein Eisverkäufer bereits mit Handschlag und sprach freiwillig fließend Englisch mit mir, nachdem ich bei meinen ersten beiden Besuchen seines Lokals nicht gerade durch ausgefeilte Französisch-Kenntnisse aufgefallen war.

Seit gestern abend weile ich wieder in Gladbeck. Heute habe ich Zeit, notdürftig die Wohnung zu wienern und morgen abend bringt der Flieger Eddi wieder zu mir. Wie ich bereits eingangs schon schrieb: Ich liebe den Frühling - und nicht nur den...

Montag, 21. April 2008

Tangermünder Halbmarathon


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Ursprünglich hochgeladen von sumowalker
Gestern haben Eddi und ich unseren ersten offiziellen Halbmarathon des Jahres absolviert. Unser Begehr war es, innerhalb des Zeitlimits walkend und lächelnd das Ziel zu erreichen. Hat funktioniert... ;-)

Wie's ansonsten so war, erfahrt ihr hier.

Gruß
Georg

Samstag, 19. April 2008

Dienstag, 15. April 2008

23 Kilometer just for fun - immer an der Alster lang

Wochenend-Treffen wollen langfristig geplant sein - und so hatten wir uns bereits vor einigen Monaten entschieden, mal ein gemeinsames Wochenende in Hamburg zu verbringen. Zum einen wird Hamburg sowohl von Düsseldorf als auch von Toulouse direkt angeflogen, zum anderen ist Hamburg und Umgebung ein wahres Eldorado für Besuche bei Freunden und Verwandten. Damit das schöne Wochenende nicht durch übermäßigen Stress bei der montäglichen Abreise beeinträchtigt wird, nahmen wir unser Domizil im Ibis Hotel direkt am Flughafen. Wir erreichten es fußläufig in zehn Minuten und trotz der zentralen Lage war es auf dem Zimmer so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können - einfach herrlich.


Auch das Frühstücksbuffet am Samstag war erste Wahl. Neben dem Rührei, das testweise im April und Mai kredenzt wird, gab es eine riesige Auswahl an Wurst und Käse. Nachdem wir uns in aller Ruhe und in vollen Zügen gelabt hatten, erkundeten wir erst einmal die Gegend. Wir genossen lauschige Gässchen mit alten verschnörkelten und wie aus dem Ei gepellten Häusern. Ist schon klasse für so'n Haus, in einer norddeutschen Hansestadt zu stehen und nicht in einer Großstadt im südfranzösischen Niemandsland.

Am Nachmittag ging es mit dem Zug nach Bremen, um dort eine Freundin von Eddi zu besuchen. Der Kauf eines Wochenendtickets war gar nicht so einfach, da die wenigen Ticketautomaten am Bahnhof gut besucht waren. Außerdem fuhr eine stattliche Anzahl grün-weiß gekleideter mit Schal und Bier ausgerüsteter Bremen-Fans friedlich und gemütlich gen Weserstadion. Im Bremer Hauptbahnhof klärte sich schnell die Frage, gegen wen die Bremer denn wohl spielen mögen. Noch ehe wir den Bahnhof verließen, stolperten wir über einige wild grölende offenbar bis zur Halskrause abgefüllte Angehörige des Gelsenkirchener Proletariats.


Eddis Navi wies uns den Weg zum Treffpunkt. Da wir in unmittelbarer Nähe des Weserstadions vorbeikamen, konnten wir beobachten, wie intensiv hier bereits gefeiert wird, noch ehe das erste Tor gefallen ist. Das Treffen war richtig kurzweilig und fand seinen krönenden Abschluss in einer erstklassigen Fremdenführung durch die Bremer Altstadt.


Sonntag machten wir uns früh auf den Weg, da wir bereits um halb zehn ein kleines Berlin-Gedächtnis-Walking-Treffen mit Martin vereinbart hatten. Da er durch unsere Blogs über unseren Trainingszustand bestens im Bilde war, hatte er ein leichtes Walking-Programm vorgeschlagen: 23 Kilometer von Poppenbüttel nach Altona in gemäßigtem Tempo. Petrus war gnädig gestimmt und ließ angenehme Häppchen Sonne auf uns niederscheinen, die Landschaft war malerisch und die Zeit verging wie im Flug. Zum krönenden Abschluss erwartete uns Helga mit einer frisch zubereiteten Lasagne - einfach klasse. Es hat richtig viel Spaß gemacht, Helga und Martin wiederzusehen. Mit dem nächsten Treffen lassen wir uns nicht so viel Zeit - schließlich ist ja bereits Mitte Juni wieder die 60 Kilometer lange Dänemark-Wanderung angesagt.


Montagmorgen mussten Eddi und ich leider wieder Abschied von einander nehmen - aber die Anzahl der Abschiede ist zum Glück nicht unendlich und verringert sich jeden Montag stetig. Jeder Moment, den ich zusammen mit Eddi verbringen kann, ist ein wunderschönes Geschenk für mich und so freue ich mich riesig auf ihre Ankunft in Düsseldorf am nächsten Freitag.


Kontrastprogramm oder "Da waren's nur noch 26...":

Traurige Nachricht: Zahn Nr. 37 ist tot. Das heißt, tot war er ja schon länger - sogar wurzelgefüllt und überkront. Das ging ein paar Jährchen gut - jetzt hat er mich aber zusehends mehr geärgert und in den unmöglichsten Momenten geschmerzt. Da ich verhindern wollte, dass ich in noch unmöglicheren Momenten mit einer dicken Wange rumlaufe (beispielsweise am ersten Tag des Viertagesmarschs oder so), hatte ich mich entschlossen, ihm den Garaus zu machen. Heute morgen war es nun so weit. Da sich meine Zahnärztin nicht getraut hatte, das gigantische verkrüppelte Teil rauszuziehen, ging ich heute morgen zum Facharzt für Kiefer- und Gesichtschirurgie (Ja, es geht immer noch um Zahnentfernung... ;-)). Hat ganz schön lange rumgezumpelt, der Gute, bis er zunächst die Krone ab, den Zahn in mehrere Stückchen gesägt und ihn schließlich "ausgegraben" hatte. Für den Moment, in dem die Betäubung nachlässt, hat er mir fette Schmerzmittelchen verschrieben, die aber wahrscheinlich die Originalverpackung nicht verlassen werden. Als kleines Bonbon für mich war dem ausgehändigten Merkzettel zu entnehmen, dass Kühlung der Wunde gut tut und ich zunächst weiche Kost essen soll. Mal schauen, ob mir etwas einfällt, was beide Ratschläge kombiniert... ;-)


Fröhliche Grüße vom Krankenlager
Georg

Mittwoch, 9. April 2008

Frühling an der Garonne - 04.-07.04.2008

Die gemeinsamen Urlaubstage im März waren einfach nur traumhaft. Dass wir kein großes Glück mit dem Wetter hatten, war deshalb absolut zweitrangig. Einzig unser regelmäßiges Wandertraining ist im letzten Monat ein bisschen auf der Strecke geblieben.

Ein Blick auf den Kalender sagte uns, dass der erste gemeinsame Halbmarathon des Jahres unmittelbar bevorsteht und auch der Viertagesmarsch im Juli mit der einen oder anderen Trainingseinheit vorbereitet werden sollte. Damit das mit dem Training noch mehr Spaß macht, wurde (extra für uns?) das Lauftagebuch schick umgestaltet, so dass wir unsere Heldentaten umgehend aller Welt mitteilen können. Einziger Wermutstropfen ist die Möglichkeit, das Körpergewicht auf 100 Gramm genau einzutragen - und wer will das nach den trainingsarmen und nährstoffreichen Wintermonaten schon?

Regen, Nebel, Wind und ähnliches Wetterunbill hielt uns am letzten Wochenende nicht von unseren Wanderplänen ab. Toulouse verwöhnte uns mit 20 Grad und Sonnenschein. So konnten wir nicht anders und drehten gleich am Freitagabend noch eine kleine 11 Kilometer lange Runde an der Uferpromenade der Garonne.


Bei unseren letzten längeren Samstagswalks hatten wir uns regelmäßig ein (manchmal zu) heftiges Programm vorgenommen, was nicht selten dazu führte, dass wir am Sonntag leicht fußlahm waren. Damit uns das nicht erneut passiert, nahmen wir uns als langen Marsch dieses Mal eine 30-Kilometer-Strecke vor. Was streckenmäßig für Läufer als Marathonvorbereitung reicht, muss auch für Wanderer als HM-Vorbereitung genügen. So wanderten wir an der Garonne entlang nordwärts. Da es zusehends wärmer wurde, waren nur wenige von den Toulouser Profi-Läufern zu sehen. Entweder hatten die ihr Trainingsprogramm schon vor Sonnenaufgang absolviert oder warteten auf die Abkühlung am Abend. So hatten wir den malerischen Weg am Ufer fast völlig für uns.


Etwas belebter wurde es, als wir zur Überquerung der Garonne bei Gagnac auf die Hauptstraße wechseln mussten, aber spätestens als wir den Canal Latéral erreichten, hatte uns die Idylle wieder.


Nach gut der Hälfte der Strecke legten wir ein kleines Päuschen auf einem Steg am Ufer des Kanals ein und füllten unsere Kraftreserven wieder auf. Damit die Kollegen in Deutschland diese Woche auch schön neidisch schauen, drehte ich mein Gesicht noch extra ein bisschen in die Sonne. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Ich holte mir einen hübschen Sonnenbrand und kann auch Tage später noch ganze Hautstreifen von meinem Gesicht ablösen.



Der Weg am Kanal war äußerst kurzweilig. Je mehr wir uns Toulouse näherten, desto mehr Wanderer, Fahrradfahrer und Ruderer kreuzten unseren Weg. Zu unserer großen Überraschung sahen wir auch zwei Katamarane, die langsam vor sich hintuckerten. Selbst die Schleusen, von denen wir bislang angenommen hatten, sie seien stillgelegt, konnten wir bei der Arbeit beobachten.


Als wir wieder in Toulouse waren, zeigte unser elektronisches Fleißkärtchen 31 Kilometer an, wir waren noch richtig fit und durften zur Belohnung noch einem erstklassigen Sonnenuntergang am Ufer der Garonne beiwohnen.

Bislang hatten wir bei unseren gemeinsamen Südfrankreich-Wochenenden Toulouse und Umgebung selten verlassen. Da aber der Trainingsfleiß vom Samstag irgendwie belohnt werden musste, beschlossen wir, uns mal die Pyrenäen näher anzuschauen. So fuhren wir ins 80 Kilometer südlich von Toulouse gelegene Foix und unternahmen einen kleinen Spaziergang ins angrenzende Bergland. Obwohl wir uns teilweise auf Hauptstraßen aufhielten, konnten wir ungestört die Landschaft genießen, da Autoverkehr in diesem Landstrich offenbar so gut wie gar nicht stattfindet. So hatten wir einen ungestörten Blick auf die angrenzenden Berge, auf denen teilweise noch Schnee lag. Sonntag stand uns nicht der Sinn nach Rumhetzen, aber ich glaube, wenn wir ins Training für die Landschaftswalks im Herbst einsteigen, wäre hier der richtige Ort, um mal ein paar Steigungen zu üben.


Am Montagmittag mussten wir leider wieder Abschied nehmen. Glücklicherweise sehen Eddi und ich uns schon in gut 47 Stunden wieder. Am Freitag führt uns nämlich unser gemeinsamer Weg nach Hamburg. Wer weiß, wer uns da so alles über den Weg läuft? Wir haben mal gehört, dass es dort auch den einen oder anderen verrückten Walker geben soll... ;-)

Voller Vorfreude grüßen aus Toulouse und Gladbeck
Eddi & Georg

Hier gibt's übrigens die anderen Fotos vom Wochenende.

Dienstag, 25. März 2008

Rückkehr in die Stadt der Liebe - 21.-24.03.2008

Für das diesjährige Osterfest hatten wir uns ein besonderes Highlight ausgedacht - eine Reise in die Stadt der Liebe. Nachdem unser erstes gemeinsames Wochenende in der französischen Hauptstadt letzten Oktober durch einen Air France-Streik jäh verkürzt worden war, durften wir nun die Zeit von Freitag mittag bis Montag nachmittag zusammen dort verbringen. Größere Spaziergänge an frischer Luft waren nicht geplant, da wir laut Wettervorhersage im Internet damit rechnen mussten, an allen 4 Tagen von Sturzregen und kaltem Wind umschmeichelt zu werden. So schauten wir uns vorher nach Zielen um, die möglichst über 4 Wände und ein Dach verfügen.

Zu unserem großen Glück und Erstaunen regnete es an den 4 Tagen nur mal sporadisch. Der Wind war zwar recht stramm; wir konnten uns aber stets irgendwo zwischen hohe Häuser oder in Kirchen flüchten, wenn's uns doch mal zu doll wurde. Wie viele andere Touristen auch, legten wir speziell bei Notre Dame und Sacre Coeur gerne die eine oder andere Pause ein. Im Sacre Coeur sorgte ein Aufpasser lautmalerisch dafür, dass nicht zu viel Unruhe aufkam. Da wir bereits vergeblich nach dem Glöckner von Notre Dame Ausschau gehalten hatten, waren wir froh, wenigstens den Zischer von Sacre Coeur bei der Arbeit gesehen zu haben.



Damit unser Walkingtalent nicht brachliegt, nutzten wir die Wolkenlücken am Samstag nachmittag zu einem ausgiebigen Spaziergang im Bois de Boulogne. Beachtlich, wie schnell man vom touristisch überlaufenen Innenstadtgewusel in relativ unberührte Natur wechseln kann. Nur aus der Ferne erinnerte ein Blick auf den Eiffelturm daran, dass wir eigentlich nur einen Steinwurf von großen Touristenmengen entfernt flanierten.

Die sonntägliche Walkingeinheit genossen wir in der Umgebung des Schlosses Versailles. Da es zu Ostern dort offenbar auch einzelne andere Touristen hinverschlägt, entschieden wir uns gegen ein fünfstündiges Anstehen am Schlosseingang und schauten uns viel lieber den (kostenlosen) Garten von Marie Antoinette an. Die Sonne wies uns den Weg zum See, wo einzelne Touristen bereits mit ihren Ruderbötchen vollends den Frühling einläuteten. Nach Rudern war uns aber nicht, und so genossen wir den Tagesausklang stilecht auf einem Boot, dass uns die Seine rauf- und runterschipperte.



Kulinarisch führte auch dieses Mal am Quartier Latin kein Weg vorbei. Hier hatten wir eine Riesenauswahl aus allen möglichen verschiedenen Restaurants. Allein das Studium der ausgehängten Speisekarten erwies sich als äußerst schwierig, da vor jeder Restauranttür ein Animateur stand, der alle Speisewilligen erst einmal gnaden- wie pausenlos zutextete. Nicht zu locken brauchte man mich in die einzige und zugleich beste Eisdiele im Quartier Latin. Während man in Deutschland die Eiskugeln vorwiegend lieblos ins Hörnchen geklatscht bekommt, lebt der französische Eiskonditor seine ihm innewohnende Kreativität in vollem Umfang aus und zaubert aus wenigen Gramm Eis kleine Türmchen, Blümchen und Schnörkelchen. Obwohl es mir als kulinarischem Neandertaler mehr auf den Inhalt als auf die Zubereitungsart ankommt, kann ich dieser Prozedur inzwischen schon etwas abgewinnen.


So sehr wir es uns auch wünschten: Wir konnten die Zeit weder anhalten noch langsamer vergehen lassen - und so hieß es gestern wieder Abschied nehmen. Zum Glück sehen Eddi und ich uns Freitag nachmittag schon wieder. Vielleicht gibt es ja zur Vorbereitung auf unseren Halbmarathon Ende April mal einen etwas längeren gemeinsamen Walk. Die Wettervorhersage verheißt zwar bislang nichts Gutes für Gladbeck und Umgebung - wir werden aber sicherlich die eine oder andere Wolkenlücke finden und gnadenlos ausnutzen...


Fester Bestandteil meines Blogs ist ja inzwischen auch die Rubrik "Mein Flugzeug und ich" geworden. So möchte ich denn noch eine kleine Geschichte von meinem Rückflug erzählen - oder besser gesagt: von vor meinem Rückflug. Das Flugzeug war gut gefüllt, die Turbine sprang an. Es gab dieses ungesunde Scheibenwischermotorgeräusch, das mir bei meinem ersten Flug noch Sorgen bereitet hatte, das ich aber inzwischen als normal abgehakt hatte. Dann plötzlich flackerte kurz das Licht im Flieger, alle Geräusche verstummten und die Pilotin sagte durch, dass ein Teil des Antriebs defekt sei und ausgetauscht werden müsse. Zehn Minuten später das gleiche Spielchen: Turbine an, Scheibenwischermotor an, Licht flackert, alles aus, nochmal die Pilotin: Tja, der erste Wechsel habe nicht geklappt - man versuche jetzt sein Glück mit einem weiteren Ersatzteil. Diese Mal reparierte man offenbar gründlicher. Nach 20 Minuten sprang die Turbine an, der Scheibenwischermotor quäkte und der Flieger rollte langsam rückwärts aus seiner Parkposition, blieb ein Weilchen stehen und die Pilotin daddelte ein bisschen mit den Landeklappen. Ich weiß nicht, ob es im Cockpit zu diesem Zeitpunkt was zu trinken gab, aber nach weiteren 5 Minuten hatte man den Mut, den Flieger zur Startbahn zu fahren. Auf dem Weg dorthin wurden die Landeklappen und weitere bewegliche Teile am Flügel für Laien wahllos auf- und abgeklappt. Mit einem Dreiviertelstündchen Verspätung ging's dann endlich los. Der Flieger wurde schneller, hob ab, das Licht flackerte kurz, mein Herz rutschte eine Etage tiefer und .... ohne weitere Probleme landeten wir gut 50 Minuten später in Düsseldorf.



Herzliche Grüße an alle Blog-Leser von Eddi (noch knapp 70 Stunden in Toulouse) und Georg (seit 20 Stunden wieder in Gladbeck)