Dienstag, 25. März 2008

Rückkehr in die Stadt der Liebe - 21.-24.03.2008

Für das diesjährige Osterfest hatten wir uns ein besonderes Highlight ausgedacht - eine Reise in die Stadt der Liebe. Nachdem unser erstes gemeinsames Wochenende in der französischen Hauptstadt letzten Oktober durch einen Air France-Streik jäh verkürzt worden war, durften wir nun die Zeit von Freitag mittag bis Montag nachmittag zusammen dort verbringen. Größere Spaziergänge an frischer Luft waren nicht geplant, da wir laut Wettervorhersage im Internet damit rechnen mussten, an allen 4 Tagen von Sturzregen und kaltem Wind umschmeichelt zu werden. So schauten wir uns vorher nach Zielen um, die möglichst über 4 Wände und ein Dach verfügen.

Zu unserem großen Glück und Erstaunen regnete es an den 4 Tagen nur mal sporadisch. Der Wind war zwar recht stramm; wir konnten uns aber stets irgendwo zwischen hohe Häuser oder in Kirchen flüchten, wenn's uns doch mal zu doll wurde. Wie viele andere Touristen auch, legten wir speziell bei Notre Dame und Sacre Coeur gerne die eine oder andere Pause ein. Im Sacre Coeur sorgte ein Aufpasser lautmalerisch dafür, dass nicht zu viel Unruhe aufkam. Da wir bereits vergeblich nach dem Glöckner von Notre Dame Ausschau gehalten hatten, waren wir froh, wenigstens den Zischer von Sacre Coeur bei der Arbeit gesehen zu haben.



Damit unser Walkingtalent nicht brachliegt, nutzten wir die Wolkenlücken am Samstag nachmittag zu einem ausgiebigen Spaziergang im Bois de Boulogne. Beachtlich, wie schnell man vom touristisch überlaufenen Innenstadtgewusel in relativ unberührte Natur wechseln kann. Nur aus der Ferne erinnerte ein Blick auf den Eiffelturm daran, dass wir eigentlich nur einen Steinwurf von großen Touristenmengen entfernt flanierten.

Die sonntägliche Walkingeinheit genossen wir in der Umgebung des Schlosses Versailles. Da es zu Ostern dort offenbar auch einzelne andere Touristen hinverschlägt, entschieden wir uns gegen ein fünfstündiges Anstehen am Schlosseingang und schauten uns viel lieber den (kostenlosen) Garten von Marie Antoinette an. Die Sonne wies uns den Weg zum See, wo einzelne Touristen bereits mit ihren Ruderbötchen vollends den Frühling einläuteten. Nach Rudern war uns aber nicht, und so genossen wir den Tagesausklang stilecht auf einem Boot, dass uns die Seine rauf- und runterschipperte.



Kulinarisch führte auch dieses Mal am Quartier Latin kein Weg vorbei. Hier hatten wir eine Riesenauswahl aus allen möglichen verschiedenen Restaurants. Allein das Studium der ausgehängten Speisekarten erwies sich als äußerst schwierig, da vor jeder Restauranttür ein Animateur stand, der alle Speisewilligen erst einmal gnaden- wie pausenlos zutextete. Nicht zu locken brauchte man mich in die einzige und zugleich beste Eisdiele im Quartier Latin. Während man in Deutschland die Eiskugeln vorwiegend lieblos ins Hörnchen geklatscht bekommt, lebt der französische Eiskonditor seine ihm innewohnende Kreativität in vollem Umfang aus und zaubert aus wenigen Gramm Eis kleine Türmchen, Blümchen und Schnörkelchen. Obwohl es mir als kulinarischem Neandertaler mehr auf den Inhalt als auf die Zubereitungsart ankommt, kann ich dieser Prozedur inzwischen schon etwas abgewinnen.


So sehr wir es uns auch wünschten: Wir konnten die Zeit weder anhalten noch langsamer vergehen lassen - und so hieß es gestern wieder Abschied nehmen. Zum Glück sehen Eddi und ich uns Freitag nachmittag schon wieder. Vielleicht gibt es ja zur Vorbereitung auf unseren Halbmarathon Ende April mal einen etwas längeren gemeinsamen Walk. Die Wettervorhersage verheißt zwar bislang nichts Gutes für Gladbeck und Umgebung - wir werden aber sicherlich die eine oder andere Wolkenlücke finden und gnadenlos ausnutzen...


Fester Bestandteil meines Blogs ist ja inzwischen auch die Rubrik "Mein Flugzeug und ich" geworden. So möchte ich denn noch eine kleine Geschichte von meinem Rückflug erzählen - oder besser gesagt: von vor meinem Rückflug. Das Flugzeug war gut gefüllt, die Turbine sprang an. Es gab dieses ungesunde Scheibenwischermotorgeräusch, das mir bei meinem ersten Flug noch Sorgen bereitet hatte, das ich aber inzwischen als normal abgehakt hatte. Dann plötzlich flackerte kurz das Licht im Flieger, alle Geräusche verstummten und die Pilotin sagte durch, dass ein Teil des Antriebs defekt sei und ausgetauscht werden müsse. Zehn Minuten später das gleiche Spielchen: Turbine an, Scheibenwischermotor an, Licht flackert, alles aus, nochmal die Pilotin: Tja, der erste Wechsel habe nicht geklappt - man versuche jetzt sein Glück mit einem weiteren Ersatzteil. Diese Mal reparierte man offenbar gründlicher. Nach 20 Minuten sprang die Turbine an, der Scheibenwischermotor quäkte und der Flieger rollte langsam rückwärts aus seiner Parkposition, blieb ein Weilchen stehen und die Pilotin daddelte ein bisschen mit den Landeklappen. Ich weiß nicht, ob es im Cockpit zu diesem Zeitpunkt was zu trinken gab, aber nach weiteren 5 Minuten hatte man den Mut, den Flieger zur Startbahn zu fahren. Auf dem Weg dorthin wurden die Landeklappen und weitere bewegliche Teile am Flügel für Laien wahllos auf- und abgeklappt. Mit einem Dreiviertelstündchen Verspätung ging's dann endlich los. Der Flieger wurde schneller, hob ab, das Licht flackerte kurz, mein Herz rutschte eine Etage tiefer und .... ohne weitere Probleme landeten wir gut 50 Minuten später in Düsseldorf.



Herzliche Grüße an alle Blog-Leser von Eddi (noch knapp 70 Stunden in Toulouse) und Georg (seit 20 Stunden wieder in Gladbeck)

Mittwoch, 19. März 2008

Neun Tage im Paradies (07.-16.03.2008)

Am 07.03 war's endlich so weit: Der erste längere Urlaub zusammen mit Eddi stand vor der Tür. Während viele eine solche Zeitspanne nutzen, um sich auf dem Teutonengrill in Mallorca ausgiebig von allen Seiten rösten zu lassen, stand uns der Sinn nach etwas mehr Aktivität. Zwar waren keine längeren oder schnelleren Walks geplant, aber allein die Notwendigkeit, die etwas in die Jahre gekommene Polo-Möhre gegen ein neueres Gefährt auszutauschen, sowie ein geplanter Kurztrip nach Sachsen-Anhalt sorgten bereits im Vorfeld für eine grobe Wochenstruktur.


Voller Vorfreude auf die ersten gemeinsamen neun Tage und dementsprechend aufgekratzt bis in die Haarspitzen kam ich um fünf Uhr nachmittags in Toulouse an. Trotz etwas verwirrender Erlebnisse auf meinen letzten Flügen hatte ich keinerlei Flugangst, da ich mich ja an den Tagen vor meinem Flug in aller Ruhe bei den Abendnachrichten davon überzeugen konnte, dass man einen A320 notfalls durchstarten kann, falls es bei der ersten Landung mal nicht so richtig klappen sollte. Etwas mehr Respekt hatte ich da schon vor der 1250 Kilometer langen Autofahrt bei Nacht. Vorschlafen wäre theoretisch eine tolle Idee gewesen, aber mit Vorfreude auf den gemeinsamen Urlaub und Nervosität vor einer ungewohnt langen Fahrt schläft man nicht gerade tief und fest. Also hieß es schnell ein bisschen frisch machen, Häppchen futtern und dann ab auf die Bahn. Klappte alles wunderbar. Konzentration und Adrenalin ersetzten den mutmaßlich fehlenden Schlaf und eine stetig runterzählende Anzeige auf dem Navi motivierte zusätzlich. Eigentlich hätten ja spätestens in den frühen Morgenstunden die ersten Anzeichen von Müdigkeit auftreten müssen - da waren wir aber schon in Belgien, wo die Autobahnen zwar nicht mehr wie früher durchgehend beleuchtet sind, der Straßenzustand aber jede Autofahrt jenseits der 100 km/h zu einer Art Rodeo werden lässt. So erreichten wir kurz nach Sonnenaufgang frohen Mutes Gladbeck.


Samstagnachmittag und Sonntagmorgen verbrachten wir in der Akademie Mont Cenis in Herne - allerdings nicht, um dort etwas zu lernen, sondern um an einem 13,3-Kilometer-Walk teilzunehmen. Während Eddi wegen einer hartnäckigen Erkältung nicht starten konnte, zierte ich mich zunächst ein bisschen, da ich eigentlich nicht vorhatte, in der Urlaubswoche längere Strecken leistungsmäßig zu walken, meldete mich dann aber doch als Teilnehmer an.

Die Veranstaltung begann entspannt mit einem Fori-Treffen im kleinen Kreis. Dabei lernten wir melfam und instructor aus dem Forum mitwalken.de kennen. Auch WalkingRainer von laufen-aktuell.de war mit von der Partie. Dass ich bei dem Starterfeld keine Gedanken an vordere Platzierungen verschwenden musste, war mir bereits vor dem Startschuss klar, da ich zum einen die Ergebnisse des Vorjahres und zum anderen meinen derzeitigen Trainingsstand kannte.


Endlich war es so weit: Der Startschuss fiel und wir legten los. Eine Walkerin legte gleich den Turbo ein und zog vorneweg. Die Nordic Walker hielten sich ausnahmsweise mal vorbildlich daran, nicht zusammen oder gar vor den Walkern zu starten, so dass ich ungehindert ein bisschen überholen konnte. So konnte ich mich auf der ersten Runde um die Akademie herum direkt an die Fersen der Führenden heften. Auf die Cracks, die im Vorjahr Spitzenzeiten hingelegt hatten, brauchte ich allerdings nicht lange zu warten. Nach gut einem Kilometer zogen ein Viererpack Walker und ein Lauf-Walker an mir vorbei. Meine Kilometerzeiten pendelten sich etwas über 6:30 min/km ein, aber es lief noch nicht so richtig rund.


Eigentlich hatte ich gedacht, dass ein Walk in Herne hübsch flach vor sich hinplätschert. Nach knapp 2 Kilometern wurde ich aber eines besseren belehrt. Ein Hügel, der auch dem Monschau-Marathon alle Ehre gemacht hätte, war zu bezwingen. Hier merkte ich ganz deutlich, dass auch meine Bronchitis wohl noch nicht so restlos vorbei war und ich beschloss, bei diesem Walk mal besser nicht bis an die Schmerzgrenze zu gehen. Es ging munter bergauf und bergab, meine Zeiten stabilisierten sich bei 6:50 min/km, ich hatte es mir auf Platz 6 behaglich gemacht und mir ging es richtig gut. Da plötzlich - quel malheur - verirrte sich ein Stein in meinen linken Schuh. Bei meinen diversen Landschaftsläufen hatte ich zwar das Prinzip "Ich lass den Stein durch den Schuh wandern, bis er dort sitzt, wo er nicht mehr stört." perfektioniert; bei diesem Exemplar, das von meinem Fuß bereits als grenzwertiger kleiner Felsbrocken empfunden wurde, mochte mir das aber so gar nicht gelingen. So gab es nur noch die Möglichkeit, stehen zu bleiben, den fest gezurrten Doppelknoten aufzufriemeln und das Prachtstück auf den dafür vorgesehenen Waldboden zurückgleiten zu lassen - ach ja: und dann den Wettbewerb auf Platz 8 fortzusetzen... ;-(


Der Rest des Walks verlief unspektakulär. Ich war mit meinen Durchgangszeiten äußerst zufrieden und rechnete aus, dass ich die 13 Kilometer, die in der Ausschreibung angekündigt waren, locker unter 1:30 Std., bzw. sogar unter 1:29 Std. beenden würde. Aber irgendwie schien dieser letzte Kilometer kein Ende nehmen zu wollen: noch ne Kurve, noch ne Schleife und dann plötzlich weit vor dem Ziel das 13-Kilometer-Schild!?! Ich beendete den Walk in 1:30:27 Std. und erfuhr später vom Organisator, dass die Strecke dann doch 13,3 Kilometer lang war. Aus Platz 8 wurde Platz 7, da sich die eigenen Vereinskollegen des Laufwalkers mit Erfolg für eine Disqualifikation eingesetzt hatten. Eddi erwartete mich lächelnd im Ziel - eine schönere Belohnung kann es nach einem solchen Walk nicht geben. ;-)


Wie wir den Rest der wunderschönen gemeinsamen Zeit genutzt haben, könnt ihr hier erfahren.



In gut 40 Stunden treffen wir uns in der Stadt der Liebe und werden dort widrigsten Wetterbedingungen zum Trotz ein weiteres tolles gemeinsames Wochenende verbringen.


Danach ist dann auch bei mir wieder konsequentes Power-Walking-Training angesagt. Eddi hat ja schon die ersten vielversprechenden Einheiten absolviert.

Gruß
Georg