Mittwoch, 30. Januar 2008

Hält mich da jemand fest?


Nach mehreren Wochen Askese in Sachen Tempotraining habe ich gestern mal wieder den schnelleren Walk im Selbstversuch getestet. Auf den ersten Kilometern hatte ich eher so das Gefühl, dass mich jemand festhält, die Gelenke ein wenig ungelenk sind und die Muskeln sich erst wieder an den zwischenzeitlich etwas fremdartigen Bewegungsablauf gewöhnen müssen. So war auf den ersten beiden Kilometern ein knapper 8er Schnitt das höchste der Gefühle. Nach gut 5 Kilometern funktionierte alles schon wieder ein bisschen flüssiger, die Muskeln waren warm und offenbar erinnerte sich mein Körper langsam aber sicher auch wieder an die ökonomischste Schrittfrequenz und Schrittlänge. Auf den letzten beiden der insgesamt 13 Kilometer lag der Schnitt bereits wieder bei knapp 6:45 min/km; der Durchschnitt über die gesamte Distanz reduzierte sich hierdurch auf 7:20 min/km. Insgesamt bin ich mit meinem ersten Tempotraining des Jahres recht zufrieden. Für's nächste Mal nehme ich mir vor, nach dem Training noch ein Lächeln für das Foto hinzubekommen. ;-)

Montag, 28. Januar 2008

Vous etes perdu? 27.01.2008

Nebel liegt über der Stadt, als wir unsere Sonntagswanderung beginnen.


Vierzig Kilometer sollen es werden. Dieses Mal geht es gen Norden. Sowohl Hin- als auch Rückweg wollen wir in Wassernähe zurücklegen, anfangs an der Garonne und zum Schluss am Canal Lateral. Das rechte Ufer der Garonne kennen wir schon - ist bei Wechselwetter ne ziemliche Matschstrecke, auf die sich kaum jemand verirrt. So versuchen wir das linke Ufer. Der Weg nach Blagnac ist bekannt - schließlich haben wir hier bereits mehrfach Flughafen und Einkaufszentrum per pedes aufgesucht. Wir sehen blühende Bäume am Wegesrand und auch der Nebel verzieht sich langsam.



Zu unserem Entzücken führt ein fester Trampelpfad eine ganze Weile an der Garonne vorbei. Scheint kein echter Geheimtipp zu sein, denn alle Nase lang kommen uns freundlich grüßende Läufer entgegen.


Die Zeit vergeht wie im Flug und schnell erreichen wir weitere kleine Orte. Die Strecke wird ein bisschen hügelig und die Straßennamen erinnern stark an die Tätigkeit, die wir gerade ausüben.


Nach Erklimmen eines Hügels und 18 zurückgelegten Kilometern ist es erst einmal Zeit für eine kleine Pause.

So idyllisch der Ausblick vom Hügel runter auf die Garonne auch sein mag - mit Uferpromenade ist es jetzt erst einmal vorbei. Wir prüfen die Option, über die Hauptstraße nach Grenade weiter zu wandern, entscheiden uns aber angesichts des Verkehrsaufkommens gegen diese Möglichkeit. Irgendwie muss es ja schließlich auch neben der Straße einen parallel führenden Feldweg geben. So stapfen wir todesmutig durch die Felder und erreichen schließlich einen einsam gelegenen Bauernhof. Glücklicherweise gibt es dort keine unangeleinten Hunde, sondern nur einen hilfsbereiten Einheimischen, der uns mit den Worten "Vous etes perdu?" begrüßt, was frei übersetzt so viel heißt wie "Wann lernt ihr dummen Touris eigentlich, ne Landkarte mitzunehmen?" Ich formuliere in perfektem akzentfreien Französisch unser Begehr, eine wanderbare Strecke nach Grenade zu finden - offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Er vergisst, dass er Franzose ist und eigentlich gar nicht Englisch können dürfte und erklärt uns in akzentfreiem Schulenglisch, dass das doch ne völlig üble Idee sei, dieseits der Garonne nach Grenade zu wandern - da gäbe es nur die Hauptstraße und die sei nur für ganz Vergnügungssüchtige. Am anderen Ufer allerdings gäbe es einen ganz tollen Fußweg. Er erklärt uns alles ganz genau und schickt uns mit den besten Wünschen wieder auf die Reise.



Wir finden schnell die Brücke über die Garonne, beschließen aber, dass eine Wanderung nach Grenade heute doch den Rahmen sprengen würde. Schließlich sollten es 40 und nicht 60 Kilometer werden. So machen wir noch eine kleine Rast und frisch gestärkt wandern wir am Canal Lateral im Lichte der untergehenden Sonne gen Heimat.



Die letzten Kilometer an der Hauptverkehrsstraße sind nicht ganz so idyllisch, aber ansonsten haben wir eine wunderschöne knapp 40 Kilometer lange Wanderung hinter uns. Jetzt haben unsere Füße eine Woche Zeit, sich zu erholen und dann geht's weiter. Schließlich wollen wir in Dänemark und beim Viertagesmarsch gut trainiert an den Start gehen...

Die Fotos findet ihr hier.


Bis bald
EDDI und Georg

Dienstag, 15. Januar 2008

On the road again - 12.-15.01.2008

Alljährlich zum Jahreswechsel stellt sich die altbekannte Frage, welche guten Vorsätze es in den nächsten Monaten umzusetzen gilt. Rauchen aufgeben entfällt seit geraumer Zeit, Gewicht reduzieren wäre mal wieder nötig, macht aber keinen Spaß - bleibt also die Wiederaufnahme eines intensiven Walk- und Wanderprogramms. Damit uns die Umsetzung dieser guten Idee nicht allzu schwer fiel, hatte die für Südfrankreich zuständige Abteilung von Petrus ein Einsehen und ließ Samstag und Sonntag die Sonne für Eddi und mich scheinen.

Am späten Samstagvormittag starteten wir unsere erste Tour. Es war geplant, am Ostufer der Garonne zu wandern bis zur Höhe von Portet, dort die Garonne zu überqueren und mir bei Decathlon ein hübsches wind- und wettertaugliches Jäckchen zu kaufen, damit ich nicht immer Eddi beklauen muss. Ein laues Lüftchen begleitete uns und wir kamen zügig voran. Nach gut 5 Kilometern hatten wir die Wahl, ob wir an der minder attraktiven aber kürzeren Hauptstraße entlang wandern oder einen Schlenker über einen Hügel machen wollten. Wir entschieden uns für die zweite Variante. Damit wir uns gleich richtig wohl fühlen, begrüßte uns am Beginn der ersten Seitenstraße ein Schild mit der Aufschrift 25% Steigung. Der Schock dauerte nur kurz, denn schließlich waren wir ja nicht zum Vergnügen hier, sondern zu Trainingszwecken.



Oben angekommen, wussten wir, dass wir uns richtig entschieden hatten. Vom Hügel aus hatten wir einen guten Panoramablick auf Toulouse und auch für meine Flickr-Gruppe Romantik-Fotos gab es jede Menge Material.




Nachdem wir eine alte Kirche besichtigt und uns in einem kleinen Supermarkt mit einer noch kleineren Packung Plätzchen gestärkt hatten, ging es weiter in Richtung Tal - zumindest dachten wir das. Tatsächlich lernten wir in der Folgezeit sämtliche Neubaugebiete der Gegend kennen, die alle eines gemeinsam hatten: eine Sackgasse, die fast bis ins Tal führt - aber eben nur fast.

So legten wir eine ganze Menge Meter zurück, ohne so richtig weiterzukommen. Damit wir auch schön wachsam bleiben, erwartete uns am Ende der letzten Sackgasse ein Landsmann von uns, leider mit 4 Beinen, groß, braun und ohne Leine. Dies versüßte uns die Aussicht, wieder auf Hauptstraßen wandern zu dürfen. Der Marsch entlang der Hauptstraße war nicht wirklich schön. Anfangs gab es noch einen Bürgersteig, der langsam zum Trampelpfad wurde und schließlich komplett verschwand. So mussten wir auf der Fahrbahn südfranzösischen Kamikazefahrern trotzen, die uns dank der engen Kurvenführung erst Millisekunden vor dem potentiellen Aufprall wahrnehmen konnten. Zu allem Überfluss stellte sich heraus, dass ich zwar unterstellt hatte, dass in Höhe des Einkaufszentrums von Portet eine Brücke über die Garonne führt, dies aber nicht mittels Blicks auf eine Landkarte erhärtet hatte. Ich werde nie den mitleidigen Blick des Autofahrers vergessen, den wir schließlich nach der nächsten Garonne-Querung fragten...

Da die Sonne zusehends in die Garonne eintauchte, beschlossen wir, doch nicht bis zur nächsten Brücke zu gehen, sondern mit leichten Modifikationen den gleichen Weg zurück. Zur Meidung der Hauptstraße erklommen wir den nächsten Hügel nach Vieille Toulouse und konnten weitere malerische Häuser, die so überhaupt nicht vieille waren, im Licht der untergehenden Sonne erspähen. Ein Stückchen Hauptstraße durfte es dann doch noch sein, da es an dieser Stelle so überhaupt keine Ausweichmöglichkeit gab. Schließlich fanden wir zurück auf die Uferpromenade an der Garonne. Die Aussicht auf eine warme Mahlzeit und ein ebensolches Zimmer ließ uns zart aufkeimende Zipperlein im Nu vergessen.

Direkt nach unserer Rückkehr nutzten wir sofort Eddis neuen Internetanschluss, um mit Gmap herauszufinden, welche Strecke wir absolviert hatten. Wir kamen auf ungefähr 30 Kilometer und beschlossen, dass wir am Sonntag maximal eine kleine Runde um den Block drehen würden.

Sonntag gab es das Kontrastprogramm. Dieses Mal wanderten wir westlich der Garonne in Richtung Süden. Auf der Karte hatten wir uns einen hübschen Weg ausgesucht, den wir noch nie vorher gewandert waren. Was aus der Karte leider nicht hervorging, war die Gegend, die uns dort erwartete. Ich wohne ja nun seit geraumer Zeit im Ruhrgebiet und habe schon so einiges gesehen - aber Sonntag war ich froh, dass wir unsere Tour im Hellen gestartet hatten.



Die Tour war äußerst abwechslungsreich. Neben dem Ghetto entdeckten wir hübsche kleine Häuschen im mediterranen Stil, ein Haus fast ohne Fenster und den wohl kleinsten Kreisverkehr der Welt.






Am Ende der Wanderung standen 20 Kilometer auf dem Forerunner, also etwas mehr als eine Runde um den Block. Unser Start in die Wander- und Walking-Saison war insgesamt sehr vielversprechend und hat einen Riesenspaß gemacht. Ich freue mich schon riesig auf die gemeinsame(n) Tour(en) am nächsten Wochenende.


Da ich jetzt wieder ungefähr weiß, wie ich mich mitels der eigenen Füße fortbewege, habe ich gestern und heute noch jeweils 10 Kilometer drangehängt, so dass für die letzten 4 Tage insgesamt 70 Kilometer auf dem Fleißkärtchen stehen. Leider war die heutige Tour nicht unbedingt von strahlendem Sonnenschein untermalt - war ja schließlich wieder in Gladbeck.


Die nächsten zwei Tage ist erstmal Walkingpause angesagt - in den nächsten Wochen gibts hoffentlich weiterhin viel Erfreuliches zu berichten, gerne auch wieder mit Fotos, auf denen viel blauer Himmel zu sehen ist.

Mittwoch, 2. Januar 2008

2007: Blick zurück - Blick nach vorn

Als ich im August 2004 meine Diät beendet und mein Wunschgewicht erreicht hatte, dachte ich in der ersten Euphorie, dass ich alles erreicht hätte, was ich erreichen wollte. Ausgedehnte Walks und die erfolgreiche Teilnahme an Sportveranstaltungen verstärkten diesen Eindruck. Dass ich mich über alle positiven Entwicklungen in meinem Leben alleine freuen musste, störte mich zunächst nicht. Ich hielt mich für einen bindungsunfähigen Egozentriker, der sehr gut alleine klar kommt. Erhebliche Zweifel an dieser Theorie bekam ich ausgerechnet zum Jahreswechsel 2006/2007, den ich alleine in Berlin "feierte". Es war schon ein äußerst seltsames Gefühl, sich auf der größten Silvesterparty Deutschlands zu befinden und sich dabei einsam zu fühlen. Dass ich gut 4 Monate später ausgerechnet in dieser Stadt die Frau treffen würde, mit der ich mein Leben verbringen möchte, konnte ich nicht ahnen. Wenn ich jetzt zurückblicke auf die Ereignisse des Jahres 2007 und auf die vielen schönen Stunden mit Eddi, weiß ich, warum das Leben lebenswert ist. 2007 war richtig grandios und ich freue mich auf die Zukunft wie nie zuvor.

Um das Jahr stilecht zu verabschieden, hatten sich Eddi und ich beim Silvesterlauf Werl - Soest (15 Kilometer) angemeldet. Da die Walker deutlich vor dem Läuferfeld auf die Strecke geschickt wurden, mussten wir bereits früh nach Werl aufbrechen - hatte allerdings den Vorteil, dass wir ohne Probleme noch einen gebührenfreien Parkplatz 50 Meter vom Start entfernt bekamen. Startunterlagen geholt, Kleiderbeutel mit vielen warmen Sachen für den Transport nach Soest abgegeben, noch ein Häppchen kostenloses Gemüse gefuttert und dann konnten wir in aller Ruhe Wettkampfatmosphäre bei den Kinderläufen und dem Skater-Start schnuppern.
Kurz nach zwölf wurde das Walkerfeld auf die Strecke geschickt. Eddi und ich hielten uns zunächst im vorderen Mittelfeld auf. Ich registrierte, dass die Spitze des Walkerfeldes offenbar kein mörderisches Tempo anschlug und in mir wuchs die Lust, mal zu schauen, was ohne viel Training noch so geht. So versuchte ich, nach 2 Kilometern mal den Turbo einzuschalten und das Feld von hinten aufzurollen. Bis Kilometer 5 klappte alles wunderbar. Der Forerunner zeigte einen knappen 6er Schnitt pro Kilometer und ich überholte einen Walker nach dem anderen. Da es auf der Strecke munter bergauf und bergab ging, hatte ich einen guten Überblick, wie viele Walker noch so ungefähr vor mir waren und wie sich die Abstände entwickelten. Leider hatte dies nur noch statistischen Wert, da mir mein Körper stark signalisierte, dass Training doch nicht so überflüssig ist, wie ich zeitweise glauben wollte. So war ich froh, auf den letzten Kilometern noch einen 7er Schnitt halten zu können. Die Walker vor mir wurden währenddessen am Horizont immer kleiner und auch hinter mir passierte nicht viel. Um mich ein wenig aufzumuntern, nahm ich kurz vor dem Ziel das Angebot einer zuschauenden Familie wahr, doch mal eine der frisch zubereiteten köstlichen Waffeln zu genießen. Diesen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte ein Mitwalker, den ich zuvor gar nicht hinter mir wahrgenommen hatte, um mich einen Platz nach hinten durchzureichen. So beendete ich den Walk als Neunter mit einer Zeit von 1:44:31. Nach dem Zieleinlauf suchte ich schnurstraks Eddi, um die letzten Meter mit ihr zusammen zurückzulegen.

Der Silvesterlauf hat mir gezeigt, dass auch für Walker regelmäßiges Training unentbehrlich ist, damit Wettkämpfe nicht zur Tortur werden. Vor allen Dingen aber hat mir der Walk deutlich vor Augen geführt, dass ich nach den vielen Gemeinschaftswalks mit Eddi überhaupt keinen Spaß mehr daran habe, alleine zu walken. Die Jagd nach Bestzeiten war sicherlich mal reizvoll für mich - einen kurzweiligen Gemeinschaftswalk mit Eddi kann sie jedoch nicht im Entferntesten ersetzen...