Dienstag, 6. Januar 2009

Alles neu macht der Januar

Geschafft - die Flughafenpendelei hat ein Ende. Nach Landung des letzten Fliegers am 18.12.2008 in Toulouse sind wir fortan nur noch mit sehr irdischen Verkehrsmitteln unterwegs. Wie irdisch diese Verkehrsmittel sein können, merkten wir in aller Breite bei unserer Rückfahrt vom Weihnachtsurlaub nach Toulouse. Um Paris zu meiden, hatten wir uns für den Weg über Luxemburg entschieden. Dieser war nur unerheblich länger und ersparte uns die Rush-Hour in der großen Metropole. Zur Vertiefung unserer dürftigen Französisch-Kenntnisse hörten wir den Verkehrsfunk. (Schließlich weiß man ja nie, ob man dieses Land nicht eines fernen Tages doch noch mal betreten sollte.) Dort war stetig die Rede von einer gesperrten Autobahn nach Bordeaux und Neuschnee im Zentralmassiv - aber das betraf uns ja nicht. Schließlich wollten wir weder nach Bordeaux noch durch die Alpen, wo ich das Zentralmassiv kurzerhand in meinem Geiste hinverlegte. Wenige Augenblicke später wurde uns dann klar, dass wir auf dem Weg nach Toulouse doch ein Stückchen Bordeaux-Autobahn hätten fahren müssen. Glücklicherweise gab es eine Umleitung über die A75 nach Montpellier. Etwas irritiert waren wir über den Hinweis, dass LKWs diese Autobahn nicht benutzen durften, dachten uns jedoch nichts Böses dabei. Wenig später hatte ich ausreichend Gelegenheit, bei 60 km/h auf der einzig schneefreien Spur meine Wissenslücken in französicher Geographie zu schließen.

Auch langsam erreicht man sein Ziel - und so verbringen wir nun gemeinsam die letzten Tage in Südfrankreich, ehe es am nächsten Wochenende mit Sack und Pack gen Heimat geht. Eddi muss diese Woche noch einige Stündchen Flugzeuge bauen - ich beschäftige mich derweil mit anderen Dingen wie Blog schreiben und schneefreie Straßen erkunden.

Vor der Abreise nach Toulouse hatte ich noch einmal meinen Doc konsultiert, der jetzt bei der Behandlung meines linken Fußes eine etwas härtere Gangart anschlägt. Zudem habe ich mir ein Paar neue Adidas Response Walk Schuhe geleistet, die im Sportgeschäft den Eindruck hinterließen, dass sie die kritischen Stellen ein wenig entlasten. Bereits die gemeinsamen ausgedehnten Spaziergänge mit Eddi am letzten Wochenende hinterließen keine nennenswerten Beschwerden - ein Gefühl, das ich aus den letzten 7 Monaten nicht mehr kannte.

Eigentlich hatte ich mich bereits damit abgefunden, den Wiedereinstieg in regelmäßige sportliche Betätigung in diesem Jahr allenfalls auf dem Fahrrad oder im Schwimmbad schaffen zu können. Nach den guten Erfahrungen am Wochenende wurde ich jedoch gestern ein wenig übermütig. So schnallte ich mir den Forerunner um, den Rucksack mit Walkerutensilien auf den Rücken und los ging's. Ich erinnerte mich daran, dass wir im letzten Jahr eine malerische Strecke östlich der Garonne nach Lacroix-Falgarde und westlich der Garonne über Portet zurück nach Toulouse entdeckt hatten. Was mich beim Losgehen ein bisschen nachdenklich stimmte, war zum einen die Tatsache, dass die erste Hälfte der Tour ein hübsch welliges Profil hatte und zum anderen, dass die Gesamtstrecke so ungefähr einem Marathönchen entsprach. Das zweite Problem war kein richtiges, da ab Kilometer 28 eine Buslinie die Strecke begleitete.

Bei 3 Grad und bedecktem Himmel ging's los. Die ersten Kilometer waren äußerst kurzweilig, da mir in der Nähe der Uni noch jede Menge Studentenvolk entgegenkam. Als ich jedoch meinen ersten Aufstieg nach Pouvoirville absolvierte, war die Straße bereits menschenleer. So durfte ich in aller Ruhe genießen, wie mir trotz der Kälte langsam wohlig warm wurde. Es ist halt zu verlockend, die Aufstiege hochzurasen wie ein Halbgescheiter, wenn's ausnahmsweise nicht im Fuß ziept und die kleiner werdenden Zahlen auf dem Forerunner zusätzlichen Schwung verleihen. Überhaupt war ich sehr erstaunt, wie fit ich trotz des minimalen Trainings der letzten Monate war. Das Einzige, was mein Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigte, war die Hundepopulation in den Gärten der Einfamilienhäuser, an denen ich vorbeischlenderte. Alle paar Meter wurde ich aus einer Mischung von Gurgeln, Knurren und Kläffen begrüßt. Glücklicherweise waren die meisten Gartentore geschlossen, so dass die Kontaktaufnahme nur akustischer Natur blieb.

Nach Kilometer 28 überquerte ich die Garonne und machte eine kurze Pause zum Sockenwechsel, da sich zwei bis drei Stellen unter meinen Füßen nicht mehr so anfühlten, als sei ich gerade erst gestartet. Zu meiner Überraschung beschränkte sich das sichtbare Ergebnis der Inspektion jedoch auf eine Blase am rechten kleinen Zeh. Zwar passt mein halber Hausstand in den Wanderrucksack, den ich bei mir führte, für Blasenpflaster hatte ich unglücklicherweise beim Start der Tour keinen Platz eingeplant.

Es tat gut, die letzten Kilometer durch die Innenstadt zu walken. Die Schaufenster und die zahlreichen Fußgänger lenkten mich ein wenig von dem Gedanken ab, dass die Beine nun doch etwas schlapp zu werden schienen. Ein Innenstadtwalk in Südfrankreich gestaltet sich leicht anders als in Deutschland: Während in Deutschland diverse ehrenamtliche Helfer der Exekutive ein wachsames Auge darauf haben, dass selbst die sinnlosesten Lichtzeichen beachtet werden, werden hier die (wenigen) Ampeln von nahezu allen lediglich als grobe und unverbindliche Empfehlung betrachtet und dienen offenbar allein dem Zweck, die Aufmerksamkeit beim Überqueren der Straße zu erhöhen.

Zufrieden wanderte ich sogar noch freiwillig den einen oder anderen Schlenker, damit der Forerunner als Endergebnis 42,2 Kilometer ausspuckte. Nach gut 6 1/2 Stunden erreichte ich das Hotel und belohnte mich mit ein paar Scheibchen frischen Baguettes und einer heißen Dusche. Dort beschloss ich, die restlichen Tage in Toulouse eine ruhige Kugel zu schieben und maximal morgens zum Bäcker zu wandern. Nachdem ich heute wieder gut 22 Kilometer unterwegs war, nehme ich mir das jetzt noch einmal vor...

Gruß aus Toulouse
Georg

P.S. Aktuelle Fotos von der Strecke habe ich nicht gemacht, da das Wetter recht trüb war. Eddis Bericht und Fotos von unserer gemeinsamen Tour auf der gleichen Strecke gibt es hier.

8 Kommentare:

Jörg hat gesagt…

Alles Gute für 2009, wenn ich auch nicht verstanden habe, ob du jetzt in Toulouse bist oder Eddi in Hamburg oder beide in Luxemburg oder als Skifahrer auf der Autobahn. Erzählt es mir in Schmiedefeld.

Grüße

Jörg

Georg hat gesagt…

Hallo Jörg,

ich wünsche dir ebenfalls alles Gute für's neue Jahr.

Vom 18.12. mittags bis 18.12. abends waren wir in Toulouse, dann bis 29.12. auf Weihnachtsurlaub in Deutschland und seitdem wieder in Südfrankreich. Morgen abend werden die verbliebenen Koffer letztmalig gepackt und Freitag geht's mit Zwischenstopp in Besancon los in die neue/alte Heimat, die ich Glückspilz fortan mit Eddi teilen darf. ;-) ;-) Mal schauen, wie vielen asphaltierten Schneepisten wir bis dahin begegnen...

Das Zimmer in Oberhof haben wir schon vor Monaten gebucht; jetzt trennen uns vom Rennsteiglauf nur noch eine Entscheidung bezüglich der angepeilten Streckenlänge und gaaanz viele Trainingseinheiten.

Gruß aus Toulouse
Georg

Stefan hat gesagt…

Hallo Georg (und Eddi),

ich wünsch euch eine gute Rückreise und ein schönes, gemeinsames und fußschmerzloses 2009 in Good Old Germany.

Alles Gute!
Stefan

Martin Schmitz hat gesagt…

Moin, moin
er schreibt wieder, er walkt wieder und er übertreibt wieder.

Sumo ik liebe dir.

Weiter so, vernünftig sollen die anderen sein :-)

Gruß Martin

Martin Schmitz hat gesagt…

hört sich alles gute an.

Verrückt wie immer der Sumo.

Alles Gute

von Martin

Anonym hat gesagt…

So! Und ab wann lese ich mal wieder was von Euch? :abwart: :hufe scharren:

Liebe Grüße

Monika

Georg hat gesagt…

Hallo Monika,

nur Geduld - das Hufescharren hat bald ein Ende, versprochen... ;-)

Viele Grüße aus Gladbeck und bis (sehr) bald
EDDI & Georg

Martin Schmitz hat gesagt…

Seit August keine Eintrag!

Jetzt im Dezember aber mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und schreib mal wieder was!

Martin