Freitag, 03.08.2007Wieder einmal fahre ich mit dem Zug nach Berlin, aber dieses Mal ist irgendwie alles anders. Mein Leben verläuft seit einigen Tagen in neuen Bahnen. Meine Ehefrau und ich haben festgestellt, dass es uns nicht mehr gelingt weiterhin zu ignorieren, dass wir seit geraumer Zeit in völlig unterschiedlichen Welten leben, und uns in Freundschaft und Einvernehmen für den ehrlichen aber steinigen Weg entschieden. Hinzu kommt, dass ich eine junge Dame kennengelernt habe, mit der ich äußerst gerne jetzt und in Zukunft zusammen durchs Leben walken würde. So waren die letzten Tage geprägt von Wohnungssuche, An- und Ummeldungen und Besuchen von Baumärkten und Möbelhäusern. So manches Mal habe ich laut vor mich hin geflucht, jedoch überwiegt die Freude darüber, dass sich meine Lebensweise wieder im Einklang mit meinen Gedanken und Gefühlen befindet.
Kurz vor 19 Uhr komme ich bei unserer Pension an. Da Hamburger Stau und Berliner Stadtquerung ein wenig dauern, trifft Eddi ein Stündchen nach mir ein. Ein entspanntes gemeinsames Wochenende kann beginnen – und welches Lokal würde sich für den Beginn dieses Wochenendes besser eignen als das Amrit in Kreuzberg, in dem wir vor 3 Monaten unseren ersten gemeinsamen Abend vor dem Mauerwalk zusammen mit Helga und Martin verbracht haben.
Samstag, 04.08.2007
Wir fahren mit der S-Bahn in die City und nach einem kleinen Frühstück beginnt ein Mini-Sightseeing-Programm. Mehr ist heute nicht angesagt, denn zum einen ist es heute brütend heiß und zum anderen steht ja am Abend noch ein kleines gezeitetes Bewegungsprogramm an.
Um mitzubekommen, wie sich die Läuferschar allmählich an der Gedächtniskirche einfindet, reisen wir bereits drei Stunden vor dem Start an. Da bleibt ausreichend Zeit, noch ein paar Batterien für die Kamera zu kaufen, in alten Berlin-Marathon-Finisher-Shirts zu kramen und das Umkleide-Zelt zu inspizieren, in dem man während des Laufs seine Wechsel-Klamotten lagern kann. Ich unterziehe meine neue Kamera einem kleinen Härtetest, indem ich sie volle Pulle aus anderthalb Metern Höhe auf die Straße donnern lasse. Sie trägt nicht einmal einen Kratzer davon.
Kurz nach 19 Uhr gehen wir zur Gedächtniskirche, um die anderen Foris zu treffen. Ich muss ein wenig schmunzeln, da in der letzten Woche im City-Night-Thread diskutiert worden ist, dass sich bei dieser Veranstaltung bisweilen Fori-Pärchen erstmals öffentlich zeigen… Treffpunkt sollen die Stufen sein. Leider ist die Kirche einmal komplett von Stufen umgeben, sodass wir ein wenig suchen müssen. Bei der Gelegenheit sehen wir noch ein Grüppchen Tierschützer und/oder Vegetarier, die uns durch ihre Plakate schon mal mental auf unsere After-Run-Party bei Maredo einstimmen.

Das Fori-Treffen verläuft äußerst kurzweilig. Viele Foris, die ich immer wieder gerne treffe, gesellen sich zu Foris, die ich bislang noch nicht kannte, aber in Zukunft immer wieder gerne wiedertreffen werde. Von Wettkampfnervosität ist nichts zu spüren. Alle genießen den zwischenzeitlich milden Sommerabend.


Nach Warmlaufen und Umziehen geht es zur Startlinie. Erstaunlich, wie viele Läufer und Walker sich hier zum 10er einfinden. Wir stellen uns hinten an, machen noch eine kleine Fotosession und mit etwas Verspätung legen wir los.


Schon bald merken wir, dass es heute mit der angestrebten Bestzeit nichts wird. Zwar legen wir den ersten Kilometer unter 7 Minuten zurück, aber mangels Training in den letzten 2 Wochen läuft es weder bei Eddi noch bei mir richtig rund. Die Strecke ist malerisch. Es geht den Ku’damm runter, dann über die Kantstraße zurück und dann noch einmal über eine Pendelstrecke auf dem Ku’damm hin und zurück. Am Rand stehen jede Menge Zuschauer und einige Samba-Bands, deren Rhythmus uns heute als Taktgeber aber ein bisschen zu schnell ist. Wir überholen viele Walker und einige Läufer. Auf der Pendelstrecke können wir gut sehen, wen wir so alles hinter uns gelassen haben. Dabei walken wir einen konstanten 7:20er Schnitt. Kurz vor Schluss werden wir noch einmal richtig gefordert. Zwei blau gekleidete Walkerinnen machen Endspurt und überholen uns bei Kilometer 8. Trotz mangelnder Tagesform bleiben wir dran und erreichen nach 1:12:44 das Ziel. Danach machen wir dankbar von den Waschgelegenheiten Gebrauch, an denen man sich im Zielbereich erfrischen kann.

Durch die Eindrücke des Walks haben wir unsere kurze Begegnung mit den Vegetariern wieder so weit vergessen, dass der Ausklang bei Maredo in trauter Fori-Runde zu einem weiteren Highlight der Veranstaltung wird.
Montag, 06.07.2007Ein weiteres wunderschönes Wochenende zusammen mit Eddi liegt hinter mir. Darüber dass alltägliches Zusammenleben sicherlich anders abläuft als gemeinsamer Urlaub, über Altersunterschiede sowie künftige räumliche Entfernungen habe ich mir bereits intensiv Gedanken gemacht. Außerdem weiß ich, dass man zwar die Vergangenheit nicht ändern, aber die Gegenwart und die Zukunft auf Grund eigener Erfahrungen maßgeblich beeinflussen kann. Eddi und ich haben sicherlich keinen leichten Weg vor uns, aber: Operae pretium est – es ist der Mühe wert…